Rot-Rot-Grün will Stadionumbau retten
Ludwigspark: Rot-Rot-Grün will im Stadtrat schnell eine neue Ausschreibung beschließen, FDP fordert einen Bürgerentscheid.
SAARBRÜCKEN Die Fans des 1. FC Saarbrücken vermissen den Ludwigspark. Das machten sie auch am Wochenende in Völklingen deutlich, wohin der FCS zurzeit ausweichen muss (die SZ berichtete). Wie lange Mannschaft und Fans auf die Rückkehr nach Saarbrücken warten müssen, weiß derzeit niemand. Der Stadtrat hatte das Vergabeverfahren für die Stadionsanierung in der vergangenen Woche gestoppt.
Wie geht es jetzt weiter? Die rotrot-grüne Koalition ist dafür, dass der Rat die einzelnen Gewerke in der Sitzung am kommenden Dienstag ausschreibt. Peter Bauer (SPD) hofft, dass sich mehr Firmen bewerben. In der ersten europaweiten Ausschreibung wollte die Stadt den Auftrag an einen sogenannten „Generalübernehmer“vergeben. Fünf Firmen hätten zunächst Interesse gezeigt, aber nur zwei ein Angebot abgegeben, sagte Bauer. Am Ende lagen die Kosten bei 28 Millionen statt der geplanten 20 Millionen Euro.
Warum hat die Stadt nicht gleich die einzelnen Gewerke ausgeschrieben? Torsten Reif (Grüne) erklärt, dass bei der Sanierung des Stadions in Offenbach ebenfalls ein Unternehmer den Auftrag zu einem Festpreis bekommen habe. Die Kosten seien im Rahmen geblieben. Das habe in Saarbrücken leider nicht geklappt. 25 Millionen Euro soll die Sanierung nach SZ-Informationen in Offenbach gekostet haben. Das Stadion hat rund 20 000 Plätze, im Ludwigspark sollen es rund 16 000 Plätze sein. Peter Strobel (CDU) plädiert dafür, sich mehr Zeit zu lassen und sich solche Beispiele von Stadien genau anzuschauen, die im Kostenrahmen geblieben sind. Strobel schlägt vor, den Ludwigspark zunächst für 10 000 Zuschauer zu bauen, damit könnte der FCS in der 3. Liga spielen. Um das Stadion bundesligatauglich zu machen, müsste dieses dann um mindestens 5000 Stehplätze erweitert werden. Die Stadt hatte zunächst zwei Tribünen ausgeschrieben. Die Ausschreibung für die dritte Tribüne soll später erfolgen, eine Tribüne bleibt stehen. Die Linke betont, die Sanierung des Stadions müsse im Kostenrahmen bleiben.
Die FDP-Fraktion forderte gestern einen Bürgerentscheid. „Die Politik ist mit dem Vertrauen der Bürger sträflich umgegangen. Wir wollen, dass die Bürger darüber entscheiden können, ob und in welcher Form das Stadion gebaut wird“, erklärt der Stadtverordnete Tobias Raab. Eine Verzögerung der Arbeiten sei nicht zu befürchten, denn wegen der offenen Fragen der Neuausschreibung könne der Stadtrat frühestens im Mai entscheiden. Der Rat kann nach Angaben von Stadtpressesprecher Thomas Blug den Bürgerentscheid auch ohne ein Bürgerbegehren beschließen. Die im Kommunalen Selbstverwaltungsgesetz festgelegten Voraussetzungen wie Unterschriftensammlung, Begründung und Finanzierungsvorschlag entfallen. SPD, CDU und Grüne wiesen den Vorstoß der FDP gestern zurück. Torsten Reif sagte, die Politik habe verantwortungsvoll gehandelt, in dem sie das Vergabeverfahren stoppte. Strobel: „Wer jetzt das Projekt zum Scheitern bringen will, muss einen Bürgerentscheid machen.“Viele würden diese Gelegenheit zum Protest nutzen. Die Entscheidung, das Stadion zu sanieren, sei aber bereits früher gefallen. Peter Bauer (SPD) sagte, die Bürger könnten nicht über jedes wichtige Bauprojekt abstimmen.
Die Stadt will jetzt zunächst alle Möglichkeiten prüfen, mit den Fraktionen diskutieren und erst dann dem Rat einen Vorschlag machen, sagte Blug.