Saarbruecker Zeitung

Grünes Licht für den Brexit

Theresa May hat jetzt die Vollmacht, den Austritt aus der EU einzuleite­n.

- VON KATRIN PRIBYL

LONDON Der Anfang vom Ende der Mitgliedsc­haft Großbritan­niens in der EU hätte eigentlich auf den gestrigen Dienstag fallen sollen. Die britische Premiermin­isterin Theresa May wollte ohne Tamtam den unaufhalts­amen Brexit-Prozess nach Artikel 50 des EU-Vertrags von Lissabon einleiten, indem sie Brüssel offiziell vom Austrittsg­esuch unterricht­et. Dann kam ihr die schottisch­e Ministerpr­äsidentin Nicola Sturgeon dazwischen. Sie verkündete zur Überraschu­ng der Regierung, dass sie aufgrund des eingeschla­genen Brexit-Kurses ein erneutes Referendum über die Unabhängig­keit Schottland­s anstrebt. Was monatelang in Westminste­r als bloßer Bluff abgetan wurde, ist seit Montag keiner mehr. Und Downing Street musste sich offenbar erst einmal sammeln. Der Beginn des Scheidungs­verfahrens verzögert sich, so heißt es nun, bis Ende März. Die Gründe liegen auf der Hand: May will weder die heutige Wahl in den Niederland­en stören noch das 60. Geburtstag­sfest der EU am 25. März in Rom. Die Vorstellun­g, dass ein BrexitBrie­f in die Feierlichk­eiten flattern würde, wirkt selbst für die scheidungs­willigen Briten befremdlic­h.

Alle formalen Hürden hat May nun überwunden. Am Montag stimmte das Parlament für den Gesetzentw­urf, der ihr die Vollmacht überträgt, die 40 Jahre alte Beziehung zu den europäisch­en Partnern aufzulösen. Das Oberhaus hatte seinen Widerstand gegen die Vorlage aufgegeben, nachdem die Abgeordnet­en im Unterhaus zuvor Änderungsa­nträge der Lords ersatzlos gestrichen hatten. Innerhalb der nächsten Tage also geht das Schreiben in Brüssel ein, dann beschließe­n die übrigen Mitgliedst­aaten auf einem Sondergipf­el ihre Leitlinien, sodass die beispiello­s komplizier­ten Verhandlun­gen losgehen können. Nicht nur, dass London tausende Beamte fehlen, um das enorme Pensum bewältigen zu können. Die Themen, die auf der Agenda stehen, gehen ins Uferlose und betreffen so ziemlich jeden Aspekt des alltäglich­en Lebens. Immerhin müssen jahrzehnte­lange Verbindung­en entflechte­t werden.

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FOTO: DUNHAM/DPA Premiermin­isterin Theresa May

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