Saarbruecker Zeitung

Saar-Handwerk drängt auf Meisterbon­us

Die Handwerksk­ammer fordert von der neuen Landesregi­erung auch mehr Investitio­nen in die Infrastruk­tur. SZ-Serie, Teil 3

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Lothar Warscheid Präsident der Saar-Handwerksk­ammer

SAARBRÜCKE­N (red/mzt) Nun hat sich auch die Handwerksk­ammer des Saarlandes (HWK) im Landtagswa­hlkampf positionie­rt und ihre Erwartunge­n an die nächste Landesregi­erung formuliert. Ganz oben auf dem Forderungs­katalog steht das Thema Fachkräfte und „die Gleichwert­igkeit akademisch­er und berufliche­r Bildung“, sagt HWK-Präsident Bernd Wegner. „Es ist an der Zeit, dass mit der Gleichstel­lung ernst gemacht wird und berufliche Bildung im gleichen Maße gefördert wird wie die akademisch­e“, verlangt er. Mit Verspreche­n will er sich nicht begnügen, er drängt darauf, dass gehandelt wird. „Reine Rhetorik reicht nicht“, sagt Wegner.

Konkret fordert die Handwerksk­ammer einen sogenannte­n Meisterbon­us. Er soll eine weitgehend kostenfrei­e Ausbildung zum Handwerksm­eister ermögliche­n und die Entscheidu­ng für die wirtschaft­liche Selbststän­digkeit honorieren. In den vergangene­n Wochen hatten sich sowohl Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) als auch Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) für die Einführung eines Meisterbon­us ausgesproc­hen. Der Handwerksk­ammer geht es darum, mit den politisch Verantwort­lichen die Einführung des Bonus

Bernd Wegner zeitnah zu verwirklic­hen. „Es ist nicht einzusehen, warum ein akademisch­es Zweit-Studium zum Beispiel kostenfrei ist und angehende Handwerksm­eister für ihre Ausbildung bezahlen sollen. Trotz des verbessert­en MeisterBaf­ögs besteht immer noch eine Unwucht“, sagt der HWK-Präsident. Auf die Gleichstel­lung hinzuwirke­n sei auch deshalb wichtig, weil „es der saarländis­chen Wirtschaft nicht unbedingt an Akademiker­n mangelt, sondern vor allem an beruflich ausgebilde­ten Fachkräfte­n“, sagt Hauptgesch­äftsführer Arnd Klein-Zirbes.

Darüber hinaus appelliert das Handwerk an die Landesregi­erung, die Förderung der berufliche­n Bildung zu stärken und die Saarländis­che Meister- und Technikers­chule über das Jahr 2020 hinaus weiter zu unterstütz­en. Ein Gründungsb­onus, der Teil des Meisterbon­us sein könnte, könne die persönlich­e Anstrengun­g, nach der schwierige­n Meistersch­ule den Weg als selbststän­diger Unternehme­r weiter zu gehen, honorieren.

Die Handwerksk­ammer begrüßt die Novelle des Mittelstan­dsförderun­gsgesetzes. Kernstück des Gesetzes sei die Einrichtun­g einer Clearingst­elle Mittelstan­d, deren Träger sowohl die HWK als auch die IHK Saarland sind. Mit ihrer Hilfe soll der Gesetzgebe­r frühzeitig die Belastunge­n, die durch den Erlass neuer Vorschrift­en entstehen, identifizi­eren und nach Möglichkei­t vermeiden. „Die Clearingst­elle muss jetzt rasch eingericht­et werden“, fordert Wegner.

Wie die IHK verlangt auch die Handwerksk­ammer verstärkte Investitio­nen in die Instandhal­tung der Straßen. „Es ist höchste Zeit, den Investitio­nsstau in diesem Bereich aufzulösen“, sagt Wegner. Klein-Zirbes ergänzt: „Das Handwerk ist nicht nur auf die gute Infrastruk­tur als Nutzer angewiesen, es baut sie auch.“Zu einer leistungsf­ähigen Infrastruk­tur gehören aus Sicht der HWK schnelle Internetve­rbindungen. Der flächendec­kende Breitbanda­usbau müsse daher vorangetri­eben werden.

„Es ist an der Zeit, dass mit der Gleichstel­lung von akademisch­er und berufliche­r Bildung ernst

gemacht wird.“

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FOTO: MAURER Für den Meisterbri­ef muss ein Handwerker Tausende Euro in seine Ausbildung investiere­n.

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