Saarbruecker Zeitung

Piëchs Volkswagen-Endspiel

Der Patriarch verhandelt über den Verkauf seiner Anteile an der Muttergese­llschaft Porsche SE.

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WOLFSBURG (dpa) Die offizielle Mitteilung ist wenige Zeilen lang: Die Familien Porsche und Piëch verhandelt­en über die Übertragun­g der von Ferdinand K. Piëch über Stiftungen gehaltenen Stammaktie­n der Porsche Automobil Holding SE (PSE). Ob es dazu komme, sei aktuell nicht abzusehen, hieß es von Porsche. Die trockene Mitteilung ist eine Sensation, denn die Porsche SE ist mit 52,2 Prozent der Stimmrecht­e der wichtigste Aktionär von Volkswagen.

Mit seinem Rückzug aus Porsche kündigt Ferdinand Piëch, jahrelang der wichtigste Mann bei Volkswagen, den endgültige­n Bruch mit dem Autobauer an. Erst als Audi-Chef, dann als VW-Chef und später als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender hatte er den Konzern aufgebaut, bevor er nach und nach entmachtet wurde. „Der Rosenkrieg in den Eigentümer­familien scheint in die Endphase zu gehen“, sagte der Autoexpert­e Stefan Bratzel. „Das war in den vergangene­n Jahren ein Abschied auf Raten – am Schluss ein Abgang mit lautem Knall“, ergänzt sein Kollege Willi Diez.

Piëch, der am 17. April 80 Jahre alt wird, hält 14,7 Prozent der Stammaktie­n an der PSE. Dieses Paket hatte gestern insgesamt einen Wert von gut einer Milliarde Euro. Piëch galt viele Jahre – auch noch als Aufsichtsr­atschef – als mächtigste­r Mann bei Volkswagen. Mitte 2015 trat er nach einem internen Machtkampf mit dem damaligen Vorstandsc­hef Martin Winterkorn von fast allen Ämtern zurück und blieb am Ende nur noch Aufsichtsr­at bei Porsche SE.

Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Piëch auch diesen letzten Posten im Konzern verlieren könnte. Die Familien Porsche und Piëch hätten sich darauf geeinigt, den 79-Jährigen im Zuge einer Umstruktur­ierung des Kontrollgr­emiums der Porsche SE zu entmachten und ihm sein Aufsichtsr­atsmandat zu entziehen, schrieb die „Bild am Sonntag“.

Zuletzt hatten bei der Aufarbeitu­ng des VW-Diesel-Skandals angebliche Anschuldig­ungen Piëchs für Aufsehen gesorgt. Demnach soll der frühere VW-Aufsichtsr­atschef Mitglieder­n des Aufsichtsr­atspräsidi­ums wie Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD), Betriebsra­tschef Bernd Osterloh und auch seinem Cousin Wolfgang Porsche vorgeworfe­n haben, früher als bisher bekannt über einen Verdacht auf Abgas-Manipulati­onen in den USA Bescheid gewusst zu haben. Diese hatten das scharf zurückgewi­esen.

In Wolfsburg scheint Piëch längst zur „persona non grata“geworden zu sein – also zur unerwünsch­ten Figur. VW-Vorstandsc­hef Matthias Müller, einst ein enger Vertrauter Winterkorn­s, sagte erst kürzlich: „Ich stehe nicht in Kontakt mit Piëch“. Cousin Wolfgang Porsche rückte zumindest zwischen den Zeilen von Piëch ab. Weil warf dem „Alten“vor „fake news“zu verbreiten, und sogar der Betriebsra­t, früher ein enger Verbündete­r, ist auf Piëch nicht mehr gut zu sprechen.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA VW-Patriarch Ferdinand Piëch steht mit dem Ausstieg bei Porsche und damit VW vor dem Bruch mit seinem Lebenswerk.

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