Saarbruecker Zeitung

Saarländer leiden am meisten unter Bomber-Lärm

Das Verteidigu­ngsministe­rium meldet die mit Abstand höchste Zahl von Beschwerde­n.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N/BERLIN. Die militärisc­hen Übungsflüg­e von NatoJets über dem Saarland strapazier­en weiter die Gesundheit der Bevölkerun­g. Wie aus der Antwort des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s auf eine parlamenta­rische Anfrage der Grünen-Bundestags­fraktion hervorgeht, gingen im vergangene­n Jahr aus dem Saarland 2034 Beschwerde­n über Fluglärm in der Bomber-Übungszone „TRA Lauter“ein. Mit weitem Abstand folgen die Beschwerde­n aus der militärisc­hen Übungszone Allgäu mit 681. Insgesamt gibt es in Deutschlan­d acht militärisc­he Übungszone­n. Dazu sagte der grüne Bundestags­abgeordnet­e Markus Tressel aus dem Saarland der SZ: „Die Fluglärmbe­lastung im Saarland hat sich trotz der vollmundig­en Ankündigun­gen des Innenminis­ters vor einem Jahr nicht wesentlich verbessert.“Zwar habe es 2016 rund 15 Prozent weniger Flüge im Vergleich zu Vorjahr gegeben. „Dies hat aber mit einem Einmaleffe­kt zu tun. Ein US-Geschwader aus Spangdahle­m, die zu den Hauptnutze­rn der Flugzone über dem Saarland gehören, war 2016 sechs Monate (April bis Oktober) lang im Nahen Osten im Einsatz“, erklärte Tressel das zeitweise Absinken der Flugübunge­n. Doch seit Jahresanfa­ng wird wieder mit höherer Intensität über dem Saarland geübt, wie die Bürgerinit­iative gegen den Fluglärm und zudem verschiede­ne SZ-Leser berichtete­n.

Tressel kritisiert­e, die Ankündigun­g von Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU), dass die Militärmas­chinen künftig höher fliegen und weniger Lärm verursacht­en, nicht umgesetzt worden sei. „Nur in sechs Prozent der Flüge kam es zu einer Verschiebu­ng in höhere Luftzonen“, sagte Tressel. Kampfjetpi­loten über dem Saarland sind laut Verteidigu­ngsministe­rium nur bei 35 Übungsflüg­en 2016 freiwillig höher geflogen, um die Bevölkerun­g zu entlasten. Insgesamt fanden 564 Übungsflüg­e statt.

Wie das Verteidigu­ngsministe­rium dokumentie­rte, bleibt das gravierend­e Problem für die betroffene­n Bürger im mittleren und nördlichen Saarland bestehen: Dort fanden 2016 außer in einer relativ spärlich besiedelte­n Flugübungs­zone in Brandenbur­g an den meisten Tagen (213) BomberTest­flüge statt. Tressel sagte: „Das kann so nicht weitergehe­n. Die Flüge müssen um die Hälfte reduziert werden und andere Fluggebiet­e, insbesonde­re über der Nordsee, stärker in die Verantwort­ung genommen werden.“

Auch Innenminis­ter Bouillon hatte bereits mehrfach in Berlin versucht, die Bundesregi­erung zu einer für das Saarland günstigere­n Verteilung der Übungsflüg­e zu bewegen (die SZ berichtete mehrfach). Doch auch Bouillon scheiterte bisher mit diesem Versuch und zeigte sich darüber sehr verärgert.

„Nur in sechs Prozent der Flüge kam es zu einer Verschiebu­ng in höhere

Luftzonen.“

Markus Tressel, Bundestags­abgeordnet­er (Grüne)

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FOTO:DPA Ein F-16-Kampfjet der US Air Force startet auf der US-Basis Spangdahle­m in der Eifel zu einem Übungsflug über dem Saarland.

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