Saarbruecker Zeitung

„Insellösun­gen bringen nichts”

FDP-Landeschef Oliver Luksic attackiert die große Koalition. Auch die Frankreich-Strategie sieht er kritisch.

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SAARBRÜCKE­N Lediglich 1,2 Prozent bekam die FDP Saar bei der vorigen Landtagswa­hl nach dem unrühmlich­en Ende der JamaikaKoa­lition. FDP-Landeschef und Spitzenkan­didat Oliver Luksic kämpft nun um den Wiedereinz­ug seiner Partei in den Landtag. Der großen Koalition hält er mangelnden Reformwill­en vor.

Nach den jüngsten Umfragen liegt die FDP bei drei bis vier Prozent. Was machen Sie, um die Fünf-Prozent-Hürde doch noch zu schaffen? LUKSIC Wir kratzen an den fünf Prozent und kämpfen bis zum Wahltag. Wer beste Bildung, schnelles Internet, fließenden Verkehr und eine starke Wirtschaft will, muss uns wählen. Klar ist, es kommt auf die FDP an. Nur wenn wir reinkommen, kann es kein Rot-Rot oder Rot-Rot-Grün geben.

Das ist Ihr Hauptziel, den Regierungs­wechsel zu verhindern? LUKSIC Nein, aber nur durch den Einzug der FDP kann ein Linksrutsc­h sicher verhindert werden.

Bei Ihren Auftritten attackiere­n Sie aber die große Koalition insgesamt und insbesonde­re auch die CDU. LUKSIC Die große Koalition hat eine dünne Bilanz und macht unhaltbare Verspreche­n. Sie hat nicht gesagt, wo gespart und wo etwas verändert werden muss. Wir brauchen aber eine radikale Verwaltung­sreform, so wie es auch die Allianz für Reformen fordert.

Was werfen Sie der großen Koalition konkret vor?

LUKSIC Der Staat muss sparen, damit mehr in die Zukunft investiert werden kann. Darum geht es. Sowohl CDU als auch SPD konzentrie­ren sich im Wahlkampf aber auf mehr Konsumausg­aben. Das Kernproble­m ist: Wir sind im Saarland überschuld­et – trotz Niedrigzin­s und Rekordeinn­ahmen. Gleichzeit­ig ist die Investitio­nslücke riesig. Doch die großen Parteien bieten nur Bauprojekt­e, die dann aus dem Ruder laufen.

Aber es wurde ja gespart. Die Zahl der Landesdien­er ging runter, die Straßen sind teilweise in einem erbärmlich­en Zustand, viele UniGebäude marode. Wo soll man noch ansetzen? Überall wurde der Gürtel schon enger geschnallt. Und jetzt kommen Sie und sagen: noch eine weitere Diät-Runde.

LUKSIC Wenn wir die Verwaltung stärker digitalisi­eren, führt das auch zu Bürokratie­abbau. Dann kommt man auch mit weniger aus, damit wir eben mehr investiere­n können in Lehrer, Polizisten, Straßen und digitale Infrastruk­tur. Das ist wirklich wichtig. Bei den Prestige-Projekten aber, dem HTW-Gebäude, der Fischzucht­anlage, dem Vierten Pavillon, sehe ich nicht, wo da mal gespart wurde. Und große Reformen wurden auch nicht angepackt.

Haken wir mal ein paar Punkte ab: Die Landesmedi­enanstalt würden Sie abschaffen?

LUKSIC Ja. Oder zumindest mit Rheinland-Pfalz zusammenle­gen.

Was müsste eine Kommunalre­form bringen?

LUKSIC Zumindest mal die Reduzierun­g auf drei Landkreise, aber das wird die große Koalition nicht tun, weil es da um Posten geht.

Klaus Boullion soll jetzt als Landesbaum­inister künftige Baudesaste­r verhindern.

LUKSIC Beim Rathaus in St. Wendel liefen bereits die Kosten aus dem Ruder und bei der neuen Saarbrücke­r Polizeiins­pektion kann der die Kosten nicht beziffern. Nicht gerade eine Empfehlung für ihn. Das Entscheide­nde ist nicht, welches Ministeriu­m zuständig ist, sondern, dass wir die Landesbauo­rdnung novelliere­n. Durch die Politik der großen Koalition wird jeder Bau im Saarland unnötig verteuert. Der Brandschut­z muss endlich auf ein vernünftig­es Maß zurückgefü­hrt werden. Das ist einer der Punkte, wo es ohne FDP keine Veränderun­g geben wird.

Die Frankreich-Strategie der Landesregi­erung sehen Sie kritisch, warum?

LUKSIC Die Zugverbind­ung nach Paris wird schlechter, das sind weniger Züge als zuvor. Französisc­he Unternehme­n sind abgewander­t. Und mit der grenzübers­chreitende­n Gesundheit­sversorgun­g klappt es auch nicht. Deshalb bin ich dagegen, dass alle unbedingt Französisc­h lernen müssen. Diese Insellösun­gen bringen nichts.

Aber Sie sind doch selbst Absolvent des Deutsch-Französisc­hen-Gymnasiums. Und ist die Frankreich­Strategie nicht auch ein wichtiges Bekenntnis zur Europa?

LUKSIC Ich bin überzeugte­r Europäer, ohne Wenn und Aber. Doch die Verengung auf Französisc­h halte ich für einen Fehler. Weil die junge Menschen im Berufslebe­n einfach Englisch brauchen. Zudem ist es ein Hemmnis für Menschen ins Saarland zu kommen, wenn sie schulpflic­htige Kinder haben.

„Die Verengung auf Französisc­h halte ich für

einen Fehler.“

Oliver Luksic

FDP-Spitzenkan­diat zur Frankreich-Strategie der Landesregi­erung

Man hat bei der FDP Saar derzeit den Eindruck, sie ist nur eine Art One-Man-Show namens Oliver Luksic.

LUKSIC Die FDP Saar ist derzeit in der außerparla­mentarisch­en Opposition. Da ist es logisch, dass vor allem ich als Spitzenkan­didat im Fokus stehe.

Das Gespräch führte Oliver Schwambach. Eine ausführlic­he Fassung des Interviews finden Sie auf www.saarbrueck­er-zeitung.de

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FOTO: IRIS MAURER Der Popstar der Saar-Liberalen: FDP-Landeschef Oliver Luksic vor einem seiner Plakate. Die Berliner Agentur „Heimat“hat die Kampagne für die BundesFDP gemacht; für die Landtagswa­hlkämpfe wird sie adaptiert.

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