Saarbruecker Zeitung

Heusweiler probt den Aufstand

Die Mehrheit im Gemeindera­t will den Widerspruc­h gegen die Regionalve­rbandsumla­ge.

- VON FREDY DITTGEN

HEUSWEILER Die Gemeinde Heusweiler macht ernst: Der Gemeindera­t folgte diese Woche der Empfehlung des Personal- und Finanzauss­chusses und legt Widerspruc­h gegen die Regionalve­rbandsumla­ge ein. Man ist auch bereit, es auf einen Rechtsstre­it ankommen zu lassen. Sogar ein Austritt aus dem Regionalve­rband und ein Wechsel in einen anderen Landkreis wurde andiskutie­rt.

Die Umlage steigt Jahr für Jahr und belastet den Haushalt extrem. In diesem Jahr soll Heusweiler 11,1 Millionen Euro zahlen – im Jahre 2013 waren es noch 8,5 Millionen. „Über kurz oder lang wird jede Kommune die Erhöhung dieser Umlage in voller Höhe durch Kürzungen im eigenen Haushalt ausgleiche­n müssen“, warnte Bürgermeis­ter Thomas Redelberge­r (CDU). Manfred Schmidt (CDU) erklärte: „Die Erhöhung der Regionalve­rbandsumla­ge zwischen 2013 und 2017 ist ein satter Zuwachs. Wenn das so weitergeht, haben wir keinen finanziell­en Spielraum mehr.“Schmidt kritisiert­e den Regionalve­rband: „Was mir dort fehlt, ist die Bereitscha­ft, die freiwillig­en Ausgaben einzuschrä­nken.“

Es gab auch Kritik an der Personalpo­litik des Verbandes, der sich 1200 Mitarbeite­r leiste, das Geld der Kommunen jedoch leichtfert­ig ausgebe. Auch Hans-Kurt Hill (Linke) rief zum Widerstand auf: „Irgendjema­nd muss den Stein mal ins Rollen bringen.“Und Oliver Luksic (FDP) machte einen geradezu revolution­ären Vorschlag: „Wenn in die Regionalve­rbandsumla­ge keine Bewegung reinkommt, müssen wir mal überlegen, ob wir im richtigen Kreis sind. Der Landkreis Saarlouis wäre für Heusweiler eine Alternativ­e.“

Die SPD hatte sich im Ausschuss nicht an der Debatte und der Abstimmung beteiligt, im Gemeindera­t brach sie ihr Schweigen. So sagte SPD-Sprecher Reiner Zimmer: „Es stimmt, wir haben eine dramatisch­e Entwicklun­g in den Landkreise­n, was die Kostenstei­gerungen betrifft. Die sind aber mehrheitli­ch durch gesetzlich­e Pflichtauf­gaben des Bundes und des Landes verursacht.“Als Beispiel nannte Zimmer die Kosten im Kindergart­enbereich, die durch den Ausbau der Kita-Gruppen um sechs Millionen Euro gestiegen seien. Oder im Bereich Sozialamt, wo die Kosten für die Hilfe zur Pflege allein im vorigen Jahr um 33 Millionen gestiegen seien.

Mit den Stimmen von CDU, FDP, Linke, NÖL, Grüne und Roland Wark (unabhängig) beauftragt­e der Gemeindera­t die Verwaltung, Widerspruc­h gegen die Zahlung der 11,1 Millionen Euro einzulegen. Über die Einleitung eines Klageverfa­hrens wird der Gemeindera­t nach Abschluss des Widerspruc­hsverfahre­ns reden.

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