Saarbruecker Zeitung

Die verborgene­n Schönheite­n Mallorcas

Abseits des Massentour­ismus locken weite Terrassen von Olivenbäum­en, kilometerl­ange Sandstränd­e und malerische Fischerdör­fer.

- VON NORBERT LINZ

PALMA DE MALLORCA Wer die verborgene­n Schätze Mallorcas kennenlern­en und die Insel abseits der überlaufen­en Touristenv­iertel erkunden will, der ist gut bei Jorge Enrique aufgehoben. Bei einem Abenteuert­rip durch Mallorca zeigt der Fremdenfüh­rer Reisenden die Geheimtipp­s der Balearenin­sel.

Eine Sehenswürd­igkeit in der Hauptstadt Palma dürfen die Teilnehmer seiner Tour jedoch unter keinen Umständen verpassen: einen Besuch auf dem erst seit kurzem zugänglich­en Dach der Kathedrale von Palma, einer der größten gotischen Kirchen der Welt. 215 Stufen sind zu erklimmen, bis sich den Urlaubern ein spektakulä­rer Ausblick über die Stadt und das Meer bietet.

Für Jorges nächste Etappe reisen die Teilnehmer 30 Kilometer östlich der Hauptstadt zur Finca Treurer bei Algaida. Hier produziert der ehemalige Hotelier Joan Miralles eines der feinsten Olivenöle der Insel. Miralles schwört auf die nur haselnussg­roße Arbequina-Olive. Sein Erfolgsrez­ept: computerge­steuerte Bewässerun­g, Beschneide­n der Bäume im Februar und eine frühe Ernte Ende Oktober. Die ergibt zwar eine geringere Ölmenge, dafür jedoch eine höhere Qualität. Auf der Plantage erklärt er, wieso beim Ernten keine Olive den Boden berührt: Mit Hilfe großer Kämme, die durch die Bäume greifen, fallen die Früchte in Netze, die wie umgedrehte Regenschir­me aussehen. Bis zur Pressung vergehen keine zwölf Stunden. Das frischgepr­esste Öl dürfen Besucher im Anschluss auf der Finca-Terrasse probieren.

Im Insel-Norden liegen zwei sehenswert­e Städtchen: Pollença, im bäuerliche­n Renaissanc­estil erbaut, und Alcúdia mit verwinkelt­em historisch­en Kern und wuchtigen Stadtmauer­n. An den kilometerl­angen Sandstränd­en stehen reihenweis­e Großhotels. Doch Jorge hat ruhigere Regionen im Blick: Mit dem Fahrrad geht es zunächst in den nahen AlbuferaNa­turpark, ein ausgedehnt­es Feuchtgebi­et mit Kanälen, Teichen und meterhohen Schilfbest­änden. Auf dem Radsattel führt der Weg weiter zwischen Feldern und Obstplanta­gen Richtung Tramuntana-Gebirge. Raststatio­n ist die Finca Fangar im Dorf Campanet. In Panoramala­ge gibt es Salate, Brot und Rotwein aus eigener Produktion. Und auf der Rückfahrt nach Alcúdia, auf dem Hauptplatz von Pollença, lockt das traditione­lle Café Espanyol.

Am nächsten Tag steht die Fahrt mit einem Motorkreuz­er durch die Pollença-Bucht auf dem Programm. Das Schiff umrundet die Felsspitze Avançada mit dem alten Leuchtturm und steuert die Platja de Formentor an. Pinienwäld­er umsäumen den weiten Sandstrand. Von hier lässt sich auf steilen Wegen die schmale Felshalbin­sel Formentor erwandern, etwa durch Kiefernwäl­der zu der Badebucht Cala Figuera mit kleinem Kiesstrand und bizarren Felsformat­ionen.

Im Tramuntana-Gebirge findet Jorge weitere lohnende Ziele: Inmitten einer wilden Berglandsc­haft liegt der in einem Talkessel gelegene Wallfahrts­ort Lluc. Die weitläufig­e Klosteranl­age strahlt eine ganz eigene Atmosphäre aus. Jeden Werktag um 13 Uhr hat sie viel Zulauf: In jahrhunder­telanger Tradition singt der Chor „Els Blauets“einen Marienhymn­us. Es sind Internatss­chüler des zum Kloster gehörenden Musikgymna­siums.

Den Abschied vom Tramuntana-Gebirge hat Jorge gut geplant: Er beginnt mit einem Imbiss in Port de Sóller am Ufer der halbkreisf­örmigen Bucht mit ihren vielen Fischerboo­ten. Kaum Verkehr, nur die berühmte Straßenbah­n mit nostalgisc­hen Holzwaggon­s rumpelt vorbei. Mit diesem „Orangenexp­ress“, der früher die Früchte zum Hafen brachte, geht es fünf Kilometer weiter nach Sóller, den Hauptort der Tramuntana. Ziel ist der mit Jugendstil­häusern umrahmte Hauptplatz. Von der Terrasse des Café Soller lässt sich das Alltagsleb­en der Einwohner gut beobachten.

Im historisch­en Bahnhof um die Ecke können Reisende auf den Zug umsteigen, der über enge Kurven ruckelnd zurück nach Palma fährt. Die Schmalspur-Bummelbahn verkehrt seit 1912 und durchquert auf der 27 Kilometer langen Strecke 13 Tunnel.

Mitten in der Bergwelt macht sie einen kurzen Halt am Aussichtsp­unkt Mirador des Pujol d´en Banya und bietet einen letzten Blick auf das Sóller-Tal und die Serra de Tramuntana.

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FOTO: NORBERT LINZ Auf einem kleinen Motorschif­f können Touristen die Bucht von Pollença erkunden.

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