Stürmische Zeiten und finstere Mienen
BERLINER NOTIZEN
Dass die Berliner und die Schwaben über Kreuz liegen, ist seit dem Wehklagen von SPD-Mann Wolfgang Thierse vor fünf Jahren über die vielen Schwaben in Prenzlauer Berg bekannt. Nun rächt sich Berlin verspätet: „BaWüs“Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat angeblich fünf Millionen Euro an Spenden für das neue Berliner Stadtschloss einwerben wollen, wenn ein Saal darin nach seinem Bundesland benannt wird. Abgelehnt. So billig lassen sich die Schrippen von den Wecken nicht kaufen.
SPD-Mann Martin Schulz und CDU-Vize Armin Laschet kabbelten sich in diesen Tagen wegen Luise Nordhold. Die Dame ist
100 Jahre alt geworden. „Seit fast 90 Jahren ist sie in der SPD“, hatte Schulz getwittert. Worauf NRW-Mann Laschet böse anmerkte: „Jetzt dreht er durch. Mit 10 Jahren soll sie 1927 in die SPD eingetreten sein?“Die Lösung: Vor 86 Jahren wurde Nordhold SPD-Mitglied, mit 14 geht das. Vorher war sie bei der SPD-nahen Jugendorganisation Falken, was angerechnet wird. Zwei Fragen: Gibt’s die Falken noch? Und weshalb hat Laschet sich nicht entschuldigt?
Am Montagmorgen wurde Regierungssprecher Steffen Seibert gefragt, ob die Blizzard-Warnung für die US-Ostküste, „die ja ein bisschen zu dem stürmischen transatlantischen Verhältnis momentan passt“, die Reisepläne der Kanzlerin gefährde. Seibert antwortete, man werde sehen. „Ich war aber immer dagegen, dass man Wetterverhältnisse zu irgendwelchen journalistischen Metaphern missbraucht“, stichelte er. Abends wurde Merkels Trump-Besuch verschoben ...
Wolfgang Schäuble verriet in dieser Woche bei der Vorstellung der Eckpunkte seines Etats, wie man unliebsame Begehrlichkeiten aus den anderen Ressorts abbügelt. Er und seine Finanzstaatssekretäre, sagte er, würden dann immer stillschweigend den Kopf schütteln. Manchmal wirke das aber nicht wie gewünscht. Und dann sei „präventiv ein unfreundliches Gesicht hilfreich“, schob der CDU-Mann süffisant nach. Das kann man sich bei Schäuble gut vorstellen.