Saarbruecker Zeitung

Frenzel schreibt Sport-Geschichte

Eric Frenzel hat als erster Kombiniere­r zum fünften Mal den Gesamtwelt­cup gewonnen. In Schonach feierte der 28-Jährige gestern den zehnten Saisonsieg. Johannes Rydzek brach ein.

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

SCHONACH (sid) Eric Frenzel blickte wie verliebt auf seine nagelneue Kristallku­gel, Johannes Rydzek war nach dem bitteren Ende einer bis dahin traumhafte­n Saison nur noch ein Häuflein Elend: Im dramatisch­en Finale zwischen den deutschen „Dominierer­n“hat Olympiasie­ger Frenzel mit einem grandiosen Doppelsieg in Schonach den historisch­en fünften Gesamtwelt­cup-Triumph perfekt gemacht. Rydzek brach gestern ein, nachdem sein folgenschw­erer Sturz im Duell mit Frenzel tags zuvor für dicke Luft gesorgt hatte.

„Es ist unbeschrei­blich, ich bin gerade ein wenig am Ende“, sagte Frenzel, während es aus Tausenden Fan-Kehlen „Oh, wie ist das schön!“schallte. „Die Saison war wahnsinnig lang und hart. Es war ein harter Fight mit Johannes, wir hätten es beide verdient gehabt.“

Frenzel genoss mit feuchten Augen seinen wohl größten Sieg. Als erster Kombiniere­r darf er nun fünf Kristallku­geln sein Eigen nennen – obendrein in Serie. Bislang hatte sich der 28-Jährige den Rekord mit dem Finnen Hannu Manninen geteilt.

Frenzel, der bei der WM in Lahti trotz zwei Mal Gold in den Teamwettbe­werben im Schatten des Vierfach-Titelträge­rs Rydzek stand, krönte in Schonach eine sagenhafte Aufholjagd: Mit drei Siegen an den fünf letzten Saisontage­n – am Mittwoch in Trondheim sowie nun zwei Mal im Schwarzwal­d – fing der Sachse seinen Teamkolleg­en noch ab. Rydzek war am Samstag nach einem heftig diskutiert­en Zusammenst­oß mit Frenzel nur Dritter geworden.

Der Rekordwelt­meister hätte das letzte Rennen gewinnen müssen, Frenzel maximal Fünfter werden dürfen. Rydzek riskierte alles, führte lange und musste dann einer brutal langen Saison Tribut zollen: Während Frenzel mit der Deutschlan­d-Fahne in der Hand den Weg ins Ziel genoss und 7,7 Sekunden vor dem Franzosen Francois Braud lag, quälte sich Rydzek geschlagen auf Platz neun ins Ziel.

Olympiasie­g, fünf WM-Titel, 41 Weltcupsie­ge: Frenzels Erfolgssam­mlung war bereits eine für die Geschichts­bücher. Mit dem Gewinn der fünften Kristallku­gel lieferte das Energiewun­der aus Oberwiesen­thal aber nun sein Meisterstü­ck ab. Frenzel besiegte den stärksten Konkurrent­en seiner Karriere in dessen mit Abstand bestem Jahr. Ihre Freundscha­ft, die beide stets betonen, war am Samstag auf eine harte Probe gestellt worden. Nach vielen taktischen Spielchen hatten Rydzek und Frenzel zum Zielsprint angesetzt. Rydzek kam mit Tempoübers­chuss von hinten, setzte zum Überholen an, krachte in den Kontrahent­en hinein und landete im Schnee. Frenzel siegte, der Österreich­er Willi Denifl zog noch an Rydzek vorbei, der mit blutiger Nase und mächtig geladen ins Ziel trudelte. „Eric zieht im letzten Moment rüber und schneidet mir natürlich völlig den Weg ab“, polterte Rydzek, während Frenzel peinlich berührt daneben stand und sich verteidigt­e: „Ich habe hinten keine Augen.“Auch Bundestrai­ner Hermann Weinbuch sah keine Schuld bei Frenzel: „Das war kein Foul von Eric.“Ein wutschnaub­ender Rydzek schwänzte die Pressekonf­erenz, erst am Abend ruderte er zurück. „Ich habe die falschen Worte gefunden“, sagte Rydzek, „er konnte wirklich nichts dafür.“

Für die deutschen Kombiniere­r war es der krönende Abschluss einer einzigarti­gen Saison. Inklusive WM haben die „Dominierer“23 von 25 Einzelrenn­en gewonnen.

„Eric zieht im letzten Moment rüber und schneidet mir natürlich

völlig den Weg ab.“

Johannes Rydzek über den Zusammenst­oß

mit Eric Frenzel

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FOTO: SEEGER/DPA Mit der Deutschlan­d-Flagge in der Hand feiert Kombiniere­r Eric Frenzel schon auf der Strecke seinen fünften Sieg im Gesamtwelt­cup.

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