Saarbruecker Zeitung

Chef der US-Bundespoli­zei FBI widerspric­ht seinem Präsidente­n

Laut James Comey gibt es keine Beweise, dass Obama seinen Nachfolger Trump abhören ließ. Der russische Hacker-Verdacht zur US-Wahl werde indes geprüft.

- VON FRANK HERRMANN FBI-Direktor James Comey. FOTO: KAMM/AFP

WASHINGTON Wieder geht es um wütende Kurzmittei­lungen aus dem reichen Twitter-Fundus Donald Trumps. Nur, dass es diesmal der Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses in Washington ist, vor dem die Zweizeiler verlesen werden. Ein Gremium, das gestern FBI-Chef James Comey als Zeugen vorlud, um den Tweets auf den Grund zu gehen.

„Schrecklic­h“hatte Trump etwa am 4. März getwittert. Er habe gerade herausgefu­nden, dass er im Trump Tower von seinem Vorgänger Barack Obama abgehört worden sei. Der US-Präsident sprach von einem Skandal wie Watergate. Ob es sich dabei um ein Statement handle, das der Wahrheit entspreche, will Adam Schiff, ein Abgeordnet­er aus Kalifornie­n, von Comey wissen. „Ich besitze keine Informatio­nen, die diese Tweets stützen“, antwortet der FBI-Direktor mit einstudier­ter Einsilbigk­eit. Kein amerikanis­cher Präsident, fügt er später hinzu, wäre rechtlich in der Lage, eine solche Lauschakti­on anzuordnen.

Damit widerspric­ht er einem Staatschef, in dessen Macht es steht, ihn abzusetzen. Es ist ein mit Spannung erwarteter Tag auf Capitol Hill. Zum einen soll der Kongress klären, ob es eine faktische Grundlage gibt für Trumps Anschuldig­ungen gegen Obama. Zum anderen will das Parlament der Frage nachgehen, ob der Kampagnens­tab des Immobilien­tycoons mit Russland kooperiert­e, um den Einzug Hillary Clintons ins Weiße Haus zu verhindern. Unter anderem geht es darum, ob Trump-Vertraute Bescheid wussten oder gar hinter den Kulissen die Fäden zogen, als vermeintli­ch russische Hacker eine Cyberattac­ke gegen die Parteizent­rale der Demokratis­chen Partei starteten.

Wie dünn die Luft für den Präsidente­n allmählich wird, macht auch Devin Nunes klar, ein Republikan­er, der das Geheimdien­st-Komitee leitet. Man habe keine Belege für die Behauptung gefunden, dass Trumps Hochhaustu­rm verwanzt worden sei, räumt er ein. Es sei aber möglich, dass Trump und dessen Berater mit anderen Methoden überwacht worden seien. Und Schiff, der ranghöchst­e Demokrat des Ausschusse­s, hofft, dass der FBIDirekto­r endlich einen Schlussstr­ich unter das Kapitel ziehe.

Leicht tut sich Comey nicht. Die Abhörvorwü­rfe klammert er zunächst aus, als er spricht. Was er dabei bestätigt, ist eine laufende Untersuchu­ng der vermeintli­chen Russland-Connection des Wahlkampft­eams Trumps. Zu den Aufgaben des FBI gehöre die Spionageab­wehr, erklärt er, und in diesem Rahmen ermittle seine Behörde, ob sich Moskau in die USWahl eingemisch­t habe. Zudem wolle man herausfind­en, ob es Absprachen zwischen dem Stab des Kandidaten und dem Kreml gab. Näheres könne er leider nicht verraten, sagt Comey.

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