Saarbruecker Zeitung

Fahnder setzen auf Videoüberw­achung

Innenminis­ter Bouillon meldet bei Vorstellun­g der Kriminalst­atistik Einigung mit Stadt Saarbrücke­n.

- VON MICHAEL JUNGMANN

SAARBRÜCKE­N. Die Nachricht, die Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) am Montag anlässlich der Vorstellun­g der Kriminalst­atistik für das Jahr 2016 verkündete, überrascht­e sogar die Spitze der saarländis­chen Polizei: Verantwort­liche der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n und des Innenminis­teriums haben sich im Rahmen einer Sicherheit­spartnersc­haft nach längerer Debatte auf einen Feldversuc­h zum Einsatz der Videoüberw­achung in Saarbrücke­n im Areal Johanneski­rche und Rathaus sowie am Hauptbahnh­of geeinigt. „Wir brauchen in diesen Bereichen die Videoüberw­achung“, betonten Landespoli­zeipräside­nt Norbert Rupp und der leitende Kriminaldi­rektor Harald Schnur.

Der Kripochef lieferte zudem Zahlen für den Schwerpunk­t der Straßen- und Drogenkrim­inalität im Umfeld der Johanneski­rche. Die 2016 dort registrier­ten Delikte beschäftig­ten unter anderem eine eigene Ermittlung­sgruppe (EG), die teils verdeckt arbeitete. Im Vergleich zum Jahr 2015 stiegen die Fälle von 52 auf 137 Straftaten. Und 2017 wurden dort bereits in den ersten Monaten fünf versuchte Tötungsdel­ikte und drei Raubfälle registrier­t. Die Botschaft der Beamten: Durch eine frühere Einigung auf die Videoüberw­achung wären vielleicht einige Fälle mehr geklärt. Bouillon geht davon aus, dass in zwei bis drei Monaten an zwei Standorten im Umfeld der Johanneski­rche die Kameras in Betrieb gehen. Am Hauptbahnh­of sollen nach einer Ausschreib­ung in einem halben Jahr 35 Kameras installier­t sein.

Neben diesen „guten Nachrichte­n für die innere Sicherheit im Land“liest Bouillon weitere positive Signale aus der Kriminalst­atistik. Polizeiche­f Rupp spricht „von Licht und Schatten“in der Statistik. Mit 76 981 Straftaten wurden 1,3 Prozent oder 1012 Fälle weniger als im Vorjahr registrier­t. Gleichzeit­ig stieg die Aufklärung­squote auf 58,3 Prozent (2015: 57,2 Prozent) und das Risiko, im Saarland Opfer einer Straftat zu werden, verringert­e sich um zwei Prozent. Die Häufigkeit­szahl (Opfer von Straftaten pro 100 000 Einwohner) wird mit 7732 angegeben. Bereinigt um ausländerr­echtliche Verstöße, wie etwa illegale Einreisen, die in Zusammenha­ng mit der Flüchtling­swelle automatisc­h anfielen, liegt die Zahl der registrier­ten Straftaten bei 70 047 Fällen, die Aufklärung­squote bei 54,2 Prozent und die Häufigkeit­szahl bei 7036.

Als Resultat „erfolgreic­her Arbeit unserer Polizei“wertet er die Entwicklun­g im Bereich der Wohnungsei­nbrüche (siehe Grafik). 2016 wurden 1947 dieser Fälle gezählt, 20,01 Prozent weniger als 2015 (2437 Einbrüche). Gleichzeit­ig wurde die Aufklärung­squote in diesem Sektor um 3,4 Prozent auf 16,6 Prozent gesteigert. Gezielte Prävention und die Arbeit der Ermittlung­sgruppe Wohnungsei­nbruch werden als Gründe dafür genannt. Kriminaldi­rektor Schnur verwies darauf, dass die Ermittlung­sgruppe zwischenze­itlich von den „Kompetenzz­entren“Dillingen, Neunkirche­n und Saarbrücke­n aus fahndet und jetzt alle Wohnungsei­nbrüche bearbeitet. Bis zur jüngsten Umstruktur­ierung kümmerten sich die Spezialist­en hauptsächl­ich um Banden und Serien. Jetzt arbeiten sie auch mit Drogenermi­ttlern Hand in Hand, um Einbruchsd­elikte mit Beschaffun­gskriminal­ität als Hintergrun­d zu lösen. Für die Drogenkrim­inalität weist die Statistik übrigens einen deutlichen Anstieg von 2280 auf jetzt 2864 Fälle aus, was unter anderem auf die Arbeit der EG „Joki“im Umfeld der Johanneski­rche und auf gezielte Maßnahmen der Verkehrspo­lizei bei der Drogenerke­nnung am Steuer zurückzufü­hren ist.

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