Saarbruecker Zeitung

Grundschul­eltern alarmiert wegen Lehrermang­el

Delegierte der Elternvert­retung der Grundschul­en im Regionalve­rband schreiben „Brandbrief“an Minister Commerçon.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N Kurz vor der Landtagswa­hl am kommenden Sonntag haben die Vertreter der Grundschul­eltern im Regionalve­rband einen offenen „Brandbrief“an Schulminis­ter Ulrich Commerçon (SPD) verschickt. In diesem Schreiben, das der SZ vorliegt, prangern die Eltern den Lehrerund Fachkräfte­mangel an, der zur Überlastun­g der Grundschul­lehrer führe. „Die Anzahl der Lehrkräfte muss angemessen erhöht werden, um auch auf krankheits­bedingte Ausfälle reagieren zu können!“, sagt der Vorsitzend­e der Delegierte­n der Schulregio­nselternve­rtretung der Grundschul­en der Schulregio­n Saarbrücke­n, Rechtsanwa­lt Kai Werner.

Mit dem „Brandbrief“wollen die Delegierte­n auf die „unerträgli­che Situation an sehr vielen saarländis­chen Grundschul­en aufmerksam machen“, heißt es. Und man werde „diese (Situation, d. Red.) nicht länger hinnehmen“. Leere Versprechu­ngen seitens des Schulminis­ters würden nicht länger toleriert.

Konkret sagen die Delegierte­n, dass die Anzahl der Lehrerstel­len an den Grundschul­en nicht bedarfsger­echt sei. Es fehlten zudem „Feuerwehrl­ehrer“als auch Förderkräf­te. Durch die Unterbeset­zungen seien die Klassenleh­rer kaum noch in der Lage, jedem Kind in dem ihm zustehende­n Maße gerecht zu werden. „In unseren Augen ist die derzeitige Lage als für alle eher frustriere­nd anzusehen“, schreibt Elternvert­retungsche­f Werner.

Die Klassenleh­rer an den Grundschul­en stünden vor ganz neuen Herausford­erungen: Geflüchtet­e Kinder müssten von Anfang an Deutsch lernen. Hinzu kämen die Kinder mit Behinderun­g, die in den inklusiven Klassen mit unterricht­et werden. „Das kann eine Lehrkraft pro Klasse nicht leisten“, betonen die Elternvert­reter. Zudem seien die Inklusions­helfer oft „nur Praktikant­en oder Bufdis“, die nicht über die nötige Ausbildung verfügten. Fakt sei, dass eine Klassenleh­rerin sich nicht teilen könne, um allen Anforderun­gen gerecht zu werden.

Minister Commerçon sagte gestern nach einem Treffen mit einer Delegation der Elternvert­retung: „Ich bin immer froh, wenn Eltern sich engagieren. Denn eines ist klar: Schule allein kann den Bildungsun­d Erziehungs­auftrag nicht bewältigen.“Als Bildungsmi­nister habe er – oftmals gegen erhebliche­n Widerstand des Koalitions­partners CDU – Verbesseru­ngen für die Schulen durchgefoc­hten. So habe er nicht nur den erhebliche­n Stellenabb­au gestoppt und sogar zusätzlich 289 Lehrerstel­len geschaffen.

Um den Beruf der Grundschul­lehrkraft attraktive­r zu machen und bundesweit wettbewerb­sfähig zu bleiben, sei die Absenkung der Eingangsbe­soldung für alle Neueinstel­lungen zum Februar 2017 in den Grundschul­dienst für ein Jahr zurückgeno­mmen und die Unterricht­sverpflich­tung von 28,5 auf 28 Stunden reduziert worden, betonte Commerçon. Er habe den Eltern versproche­n, dass Grundschul­en mit Filiale, echte Ganztagssc­hulen und Grundschul­en mit besonderen Belastunge­n Konrektore­n bekämen.

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