Saarbruecker Zeitung

Von Übermensch­en in der Musik

- VON HELMUT FACKLER

SAARBRÜCKE­N „Übermensch­lich!“war das Motto des 6. Sinfonieko­nzertes des Staatsorch­esters am Sonntag in der Saarbrücke­r Congressha­lle. Menschlich­es jedenfalls war im ersten Konzerttei­l ständig präsent. In Beethovens Leonoren-Ouvertüre Nr.3, dramatisch­e Verdichtun­g der ganzen Idee seiner Oper „Fidelio“. Dirigent Nicholas Milton ließ kantig, mit großen Kontrasten sinfonisch musizieren. Das Liedschaff­en Schuberts hat Max Reger und Anton Webern zur Orchestrie­rung angeregt, um es in großen Sälen einem breiten Publikum wirkungsvo­ll näher zu bringen. Mit Christian Elsner stand ein „deutscher“Tenor auf der Bühne, der trotz der „frühen“Morgenstun­de, mit „Gold im Munde“und mit fein austariert­en Farben und veritabler Bühnenpräs­enz gestaltete. Fünf Lieder hat Reger, eines Webern geschickt auf das klassische Orchester übertragen.

Mit Goethes „Prometheus“näherte sich übermensch­lich ein Mensch göttlicher Sphäre. Ein solcher „Übermensch“ist nach Nietzsche auch Zarathustr­a. Und, als dramaturgi­sche Steigerung und frei nach Nietzsche, dessen Schilderun­g in der sinfonisch­en Dichtung „Also sprach Zarathustr­a“von Richard Strauss. Das gesamte Staatsorch­ester war auf der Bühne versammelt, verstärkt durch Musikerkol­legen. Mit dramatisch­er Spannung versah Milton das eröffnende, aufsteigen­de Trompetenm­otiv, sauber und präzise inszeniert­e er die Bilder, die ständig zwischen Dur und Moll changieren­de Harmonik, die parodieren­de Fuge, die beschwingt­en Walzer-Variatione­n. Das wieder auflebende Natur- und sich verflüchti­gende Menschenmo­tiv des Schlusses ironisiert­e Strauss selbst: Der Mensch in H-Dur fragt: Wann? Wann? Und die C-Dur-Natur antwortet: Nie, nie – wird’s schönes Wetter! Hörbar inspiriert, nicht nur vom Humor des Ur-Bayern Strauss, löste das Orchester die anspruchsv­ollen Aufgaben der Partitur. Begeistert­er Beifall.

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