Englisch-Lektionen to go
Das Projekt Ropecast der Saar-Uni bietet schon im zehnten Jahr kleine, unterhaltsame Audioprogramme über die englische Sprache und Kultur. Dafür haben die Macher jetzt den saarländischen Landespreis Hochschullehre erhalten.
SAARBRÜCKEN Es gibt schlechtere Rahmen für ein Jubiläum. Der Zufall wollte es, dass die hundertste Folge des englischsprachigen Lehrprogramms Ropecast der Saar-Uni in der Staatskanzlei aufgenommen wurde. Ein Team vom Sprachenzentrum war vergangene Woche von der Ministerpräsidentin dorthin eingeladen worden, weil es den ersten Platz beim diesjährigen Landespreis Hochschullehre belegt hat.
Ropecast ist ein sogenannter Podcast, ein kurzes Audioprogramm, in dem die englische Sprache und Kultur auf lehrreiche und unterhaltsame Weise an fortgeschrittene Hörer vermittelt werden sollen. Bereits im Jahr 2008 ging das Projekt auf Sendung. Erstellt werden die Beiträge alle zwei Wochen von Peter Tischer, dem Leiter des Sprachenzentrums, und Roger Charlton, Brite und Dozent für Englisch an der Saar-Uni, sowie Christoph Klein, der für die Technik zuständig ist. Auf der Seite ropecast.uni-saarland.de lassen sich alle hundert Folgen herunterladen. Weitere Beiträge sind bereits in Planung
Der Name des Programms hat eine doppelte Bedeutungen. Zum einen ist er einfach eine Kombination aus den Anfangsbuchstaben der beiden Protagonisten Roger und Peter sowie dem technischen Medium Podcast. Zum anderen bedeutet der englische Ausdruck „to cast a rope“jemandem eine Leine zuwerfen. Und so wollen die Macher mit ihrem Programm dem Lernenden eine Rettungsleine im Ozean der englischen Sprache anbieten.
Das Format habe mehrere Vorteile, erklärt Tischer. Da die einzelnen Beiträge einfach auf ein Smartphone heruntergeladen werden können, könnten Nutzer sie unterwegs in ihren Alltag integrieren. Auch die Kürze der Stücke komme dem Lerneffekt zugute, sagt Roger Charlton. „Aus Untersuchungen weiß man, dass nach sieben Minuten die Aufmerksamkeit beim Sprachenlernen nachlässt.“Und die Konzentration auf die gesprochene Sprache intensiviere das Erleben.
Inzwischen werde das Programm sogar an Schulen zur Vorbereitung auf das Englisch-Abitur eingesetzt, erzählt Charlton. Was die Darbietungen auszeichne, sei ihre Lebensnähe. Die Themen hätten oft einen persönlichen Bezug und behandelten Dinge, die die beiden Freunde selbst beschäftigen. Entscheidend sei auch, dass sie keine gekünstelte und perfekte Performance abliefern. Die Folgen sind geplant, aber am Mikrofon wird frei gesprochen. „Wenn dann mal ein Füllwort drin ist oder ein Sprecher neu ansetzen muss, lassen wir das extra drin“, sagt Klein. Denn so funktioniere nun mal die gesprochene Sprache.
Die Angst vor Fehlern sei ein häufiges Hindernis beim Sprachenlernen. Das Nachdenken über Grammatik hemme beim Sprechen. „Man darf die Grammatik nicht überbewerten. Unsicherheit über die korrekte Form darf kein Grund sein, den Mund nicht aufzumachen“, so Charlton.
Welche weiteren Tipps haben sie für Menschen, die Englisch lernen wollen? „Das A und O beim Lernen ist die Wiederholung“, sagt Christoph Klein. Und man müsse sich mit Themen beschäftigen, die einen interessieren, ergänzt Peter Tischer.
Den Anspruch haben sie auch an ihre eigene Sendung. Außerdem soll sie innovativ sein. „Wir wollen Themen anbieten, die man in keinem Wörterbuch findet“, sagt Tischer. Mit der Themenfindung haben die beiden keine Probleme. Im Gespräch untereinander kommen sie ebenso auf Ideen wie im Kontakt mit Studenten. Auch das aktuelle Geschehen liefert eine Vielzahl an Themen.
Manche drängen sich regelrecht auf. Im vergangenen Jahr etwa hat sich das Politische in den Vordergrund geschoben. Erst der Brexit, dann die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Eigentlich sollte das Thema Politik keine große Rolle spielen, aber jene Entwicklungen, die von englischsprachigen Ländern ausgingen und die ganze Welt beschäftigen, konnten sie nicht ignorieren.
„Wichtig ist aber, das wir erklären wollen und nicht kommentieren“, sagt Roger Charlton. „Wir wollen das Rüstzeug mitgeben, etwa damit die Menschen verstehen, wie das basisdemokratische Wahlsystem in Amerika mit den vielen Vorwahlen funktioniert“, so Peter Tischer. Die Zuhörer könnten sich dann selbst ihre Meinung über das Ergebnis bilden.