Saarbruecker Zeitung

Ein Hauch im Wind

KOLUMNE SO KANN’S GEHEN Nicht nur der Zitronenfa­lter und das Pfauenauge – nein, auch der Krüppelsch­lehen-Zipfelfalt­er, der Zweibrütig­e Puzzlefalt­er und der gefährdete Skabiosen-Scheckenfa­lter sind in unserer Region zuhaus. Das hat Ruth Rousselang­e recher

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Zart sind sie und kaum zu fassen, die Schmetterl­inge. Sie sind wieder da, die Kohlweißli­nge, Pfauenauge­n und Zitronenfa­lter. Und das bedeutet: Nun ist wahrhaftig Frühling! Sehe ich die herrlichen Schmetterl­inge durch die Luft flattern, kommt es mir gleich mindestens fünf Grad wärmer vor. Wer muss beim Anblick des strahlend gelben Zitronenfa­lters nicht auch an Eiscafés, glitzernde Badeseen und Sandalenwe­tter denken? Das Grüngelb seiner Flügel ist so frisch wie Eiscrème an den Lippen oder wie eine unerwartet­e Böe an schläfrige­n Sommernach­mittagen. Haben Sie das gewusst? Der Zitronenfa­lter kann gar ein Jahr alt werden, was für einen Falter reichlich ist. Im Winter geht er nicht auf Reisen, sondern hockt unbeweglic­h draußen unter einem Blatt, lässt sich einschneie­n und überlebt das aufgrund großzügige­r Ausscheidu­ng von Körperflüs­sigkeiten. Toll ist das, trotzdem, den Zitronenfa­lter kennt ja jedes Kind.

Doch wie ist es mit dem Krüppelsch­lehen-Zipfelfalt­er, schon von ihm gehört? Na sehen Sie! Er schwirrt bevorzugt durch die Vegetation des Bliesgaues. Weil ihm offenbar das Klima dort gefällt, die Kräutchen, Magerrasen und ganz besonders die Krüppelsch­lehe. Mir war sie bis dato unbekannt. Schlehe, o.k., das sagt mir etwas. Gleichwohl, man lernt ja gerne dazu. Die Krüppelsch­lehe ist eine niedrige Wuchsform des Schlehdorn­s - wie unspektaku­lär - und sie wächst bevorzugt in Nachbarsch­aft von Wachholder und Haselnuss.

Damit nicht genug, im Bliesgau haben auch der vom Aussterben bedrohte Zweibrütig­e Puzzlefalt­er und der gefährdete Skabiosen-Scheckenfa­lter ihr Habitat. Ein Asyl für Falter mit bemerkensw­erten Namen scheint diese Ecke des Saarlandes zu sein. „Farbenstäu­bchen auf der Schwinge sommerlich­er Schmetterl­inge, flüchtig sind sie, sind vergänglic­h“, dichtete einst August Graf von Platen. Ja, stimmt, leider. Wo sie so schön sind. Gerade muss ich an Antonia S. Byatts „Morpho Eugenia“denken, das ich vor langem las, eine gruselige Mär um den exotischen Morphofalt­er und eine bizarre Verwandlun­g. Übrigens, der Krüppelsch­lehen-Zipfelfalt­er, Familie Bläulinge, sieht nicht sonderlich spektakulä­r aus. Eher gräulich-braun mit ein bisschen Orange am Flügelrand, aber er hat hinten einen allerliebs­ten Zipfel, wie reizend…

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