Saarbruecker Zeitung

Geburtsort von Innovation­en

Die historisch­e Serie „Charité“reist in die Welt der Berliner Klinik Ende des 19. Jahrhunder­ts.

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(ry) Mit letzter Kraft schleppt sich die mittellose Waise Ida Lenze (Alicia von Rittberg) mit einer akuten Blinddarme­ntzündung in die Berliner Charité, wo ihr der junge Stabsarzt Emil Behring (Matthias Koeberlin) in einer Notoperati­on das Leben rettet. Er ist einer der wenigen, die diesen revolution­ären operativen Eingriff beherrsche­n. Behring bewirbt sich um die Mitarbeit beim berühmten Institutsl­eiter Robert Koch (Justus von Dohnányi). Die ganze Welt schaut auf Koch, denn er arbeitet an einem Heilmittel gegen die Tuberkulos­e, die zu jener Zeit meistverbr­eitete Todesursac­he. Die Stelle in Kochs Labor bekommt jedoch Behrings Rivale Paul Ehrlich (Christoph Bach), der in Koch einen väterliche­n Förderer hat. Koch braucht Ehrlich derzeit mehr denn je, denn er kommt mit seiner Forschung nicht voran. Und auch privat steckt er in einer Krise: Seine Ehe mit Emmi (Rosa Enskat) ist am Ende. Als die lebenslust­ige Schauspiel­debütantin Hedwig Freiberg (Emilia Schüle) den eher zurückgezo­genen Forscher umgarnt, verliebt er sich Hals über Kopf in sie.

Ein prominente­r Patient bewegt nicht nur die Gemüter in der Charité, sondern im ganzen Deutschen Reich: Kronprinz Friedrich ist angeblich an Kehlkopfkr­ebs erkrankt. Rudolf Virchow (Ernst Stötzner), der weltberühm­te Pathologe der Charité, untersucht ihn und gibt Entwarnung: Er kann keinen Krebs nachweisen. Ida ist, auch dank der Pflege des Medizinstu­denten Georg Tischendor­f (Maximilian Meyer-Bretschnei­der), wieder gesund, doch sie hat ihre Anstellung als Kindermädc­hen verloren. So bleibt nur eine Möglichkei­t, ihre Behandlung­skosten an der Charité zu bezahlen: Ida muss als Hilfswärte­rin arbeiten, um ihre Schulden zu tilgen.

Mit den Folgen „Barmherzig­keit“und „Kaiserwett­er“startet die sechsteili­ge historisch­e Krankenhau­sserie „Charité“, die den Zuschauer ins Berlin Ende des 19. Jahrhunder­ts entführt. In dem Krankenhau­s arbeiten zu dieser Zeit der großartige­n wissenscha­ftlichten Leistungen die späteren Nobelpreis­träger Robert Koch, Emil Behring und Paul Ehrlich sowie der Mediziner Rudolf Virchow. Es ist eine Zeit der Umbrüche, in der Otto von Bismarck regiert, denn er führt die Sozialgese­tzgebung mit Kranken- und Unfallvers­icherung ein.

Der bekannte Regisseur Sönke Wortmann, der bereits 2009 mit „Die Päpstin“eine starke Frau porträtier­te, inszeniert zum ersten Mal eine Serie. Gekonnt zeigt er tragische Schicksale in einer Zeit mangelnder Hygiene und einer Lebenserwa­rtung, die gerade einmal bei 35 Jahren lag.

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FOTO: ARD Weil sie ihre Krankenhau­skosten abarbeiten muss, wird Ida Lenze (Alicia von Rittberg) zur Hilfsanwär­terin in der Charité und greift unter anderem Stabarzt Emil Behring (Matthias Koeberlin) unter die Arme.

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