Saarbruecker Zeitung

Wie der Bauer besser Kartoffeln erntet

Das Forschungs­zentrum DFKI stellt einige Neuerungen auf der Cebit vor.

- VON THOMAS SPONTICCIA

HANNOVER/SAARBRÜCKE­N Die Digitalisi­erung hält mit Vollgas auch in der Landwirtsc­haft Einzug. Bauern können künftig deutlich besser beurteilen, welche Qualität ihre Kartoffele­rnte hat und, welche Preise man damit erzielen kann. Das Deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z (DFKI) zeigt auf der Computerme­sse Cebit in Hannover seine Neuentwick­lung „Smart Farming.“Noch während der Ernte wird der Fahrer des Traktors per Bildschirm und elektronis­cher Messergebn­isse darüber informiert, wo und wie genau Kartoffeln beim Ernteproze­ss mit einem Kartoffelr­oder etwa durch Stöße und Rotationen beschädigt werden. Der Landwirt kann sofort seine Geschwindi­gkeit anpassen und so auch den Ernteertra­g verbessern.

Gleichzeit­ig bekommt er dank „Smart Farming“auch in Echtzeit Grafiken und Daten überspielt, die ihm die zu erwartende­n Kartoffelp­reise an den Märkten prognostiz­ieren. Die Software greift auf Kartoffelp­reise vergangene­r Jahre als auch auf aktuelle nationale und internatio­nale Marktprogn­osen zu. Am Stand des DFKI wird demonstrie­rt, wie die Ernte im IT-Zeitalter für den Bauer optimal aussehen kann inklusive eines Kartoffelr­undlaufs während dem Erntevorga­ng.

Wie visuelle und aktive Zusammenar­beit zwischen Mensch und Roboter in Unternehme­n und speziell in der täglichen Produktion künftig aussehen kann, demonstrie­rt das DFKI mit Hilfe von Leichtbaur­obotern. Diese bekommen von Menschen durch Gesten Anweisunge­n. Der Roboter kann sogar an einem völlig anderen Standort stehen, zum Beispiel in einem Werk in Saarbrücke­n, während ihm der menschlich­e Kollege von der Cebit in Hannover aus Anweisunge­n gibt, welche Bauteile er als nächstes anfassen und was er damit machen soll.

Mehdi Moniri, der in Saarbrücke­n beim DFKI den Geschäftsb­ereich der „gemischten Realität in der Industriep­roduktion 4.0“leitet, setzt sich eine Computerbr­ille auf, die nicht nur automatisc­h mit dem Roboterkol­legen in Saarbrücke­n Verbindung herstellt. Auf dieser Brille werden gleichzeit­ig wichtige elektronis­che Informatio­nen sichtbar, bei Bedarf sogar Bilder eingespiel­t. Mehdi Moniri kann mit Hilfe dieser Brille und schon einfacher Gesten seiner Hand dem Roboter Anweisunge­n geben. Fast gespenstis­ch reagiert dieser sofort und führt die Anweisunge­n aus. Solche neuen Kooperatio­nen zwischen Mensch und Roboter eignen sich nach Aussage von Professor Wolfgang Wahlster, Chef des DFKI, beispielsw­eise in der Unterboden­produktion von Autos. Ein enstpreche­nder Test soll jetzt bei Volkswagen in Wolfsburg anlaufen.

Das DFKI ist auf der Cebit mit zahlreiche­n Exponaten gleich in mehreren Hallen vertreten. Die Forschungs­einrichtun­g habe auf der Messe bereits zwei Kooperatio­nsverträge mit den größten japanische­n Forschungs­instituten unterschri­eben, sagte Wahlster. Japan ist in diesem Jahr das Partnerlan­d der Cebit. Wahlster sieht in der Technologi­emesse Cebit weiterhin „die Messe für MegaTrends“, auf der sich die Entscheide­r aus Politik, Wirtschaft sowie aus zahlreiche­n Branchen treffen. Davon profitiere auch das Saarland. So habe sich zum Beispiel am DFKI-Stand unter anderem Bundesfors­chungsmini­sterin Johanna Wanka (CDU), der stellvertr­etende EU-Kommission­schef und Digitalisi­erungskomm­issar Andrus Ansip sowie Timotheus Höttges, der Chef der Deutschen Telekom, umgesehen.

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