Saarbruecker Zeitung

Die Deutsche Bahn hat einen neuen Chef

WIRTSCHAFT

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Richard Lutz ist offiziell neuer Chef der Deutschen Bahn. Gestern wurde er vom Aufsichtsr­at gewählt. Lutz will den Kurs seines Vorgängers fortsetzen und weiter an mehr Pünktlichk­eit und Service arbeiten.

BERLIN (dpa) Der Neue gibt sich bescheiden. „Bahnchef ist kein Job wie jeder andere“, sagt Richard Lutz, seit gestern Vorstandsc­hef der Deutschen Bahn. Er empfinde Respekt vor der Aufgabe, sagte Lutz in seiner Antrittsre­de. Und Lutz weiß, wovon er spricht: Im gläsernen Bahn-Tower hat er den erklärten Anti-Diplomaten Hartmut Mehdorn erlebt, für den Umarmer Rüdiger Grube gearbeitet – und am Ende beide zurücktret­en sehen. Nun steht Lutz selbst in der ersten Reihe, bleibt sogar noch Finanzchef, und verspricht: „Ich will und werde das zu 150 Prozent machen.“

Der 52 Jahre alte Lutz ist seit 1994 bei der Bahn und verantwort­et seit 2010 die Finanzen des Konzerns. Aufsichtsr­atschef Utz-Hellmuth Felcht betonte, es sei „eine ausgezeich­nete und interne Lösung“gefunden worden. Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) nannte Lutz einen Manager mit „Universale­rfahrung“. Grube war im Januar nach knapp acht Jahren an der Bahnspitze im Streit um seine Vertragsve­rlängerung zurückgetr­eten.

Als neuer Chef will Lutz weiter an mehr Pünktlichk­eit und Service für die Fahrgäste arbeiten und setzt auf eine stärkere Digitalisi­erung des Konzerns. Nach ersten Erfolgen von Grube werde „natürlich niemand das Spielsyste­m und die Strategie infrage stellen“, sagte er gestern. Eine vordringli­che Aufgabe ist es auch, den kriselnden Güterverke­hr voranzubri­ngen. Der Schienengü­terverkehr in Deutschlan­d in der Sparte DB Cargo zählt zu den Sorgenkind­ern der Bahn. Dobrindt kündigte an, die Rahmenbedi­ngungen dafür zu verbessern, dass mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

Bei der Bahn wird auch der Vorstand umgebaut. Zusätzlich kom- men die Ressorts Digitalisi­erung und Technik sowie Güterverke­hr und Logistik hinzu. Die Personalen­tscheidung­en solle der Aufsichtsr­at möglichst noch im ersten Halbjahr treffen, sagte Dobrindt. Das Kontrollgr­emium verlängert­e auch die Verträge der Vorstände Berthold Huber (Personenve­rkehr) und Ronald Pofalla (Infrastruk­tur) bis März 2022. So lange läuft auch Lutz’ neuer Vertrag.

Heute präsentier­t die Bahn ihre Bilanz für 2016. Nach einem Verlustjah­r 2015 ist der Konzern wieder in die schwarzen Zahlen gefahren.

Mit Blick auf künftige Finanzieru­ngsmöglich­keiten äußerte sich Lutz zurückhalt­end zu einem möglichen Börsengang. Es bestehe „von unserer Seite aus überhaupt kein Zwang, überhaupt kein Druck, über solche Modelle nachzudenk­en“. Er verwies auf die Entscheidu­ngen des Bundes für eine Kapitalauf­stockung – und darauf, dass der Konzern eine niedrigere Dividende an seinen Eigentümer abführen muss.

Die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) begrüßte die Entscheidu­ngen. „Richard Lutz versteht sein Geschäft“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Insgesamt werde dringend benötigte Kontinuitä­t geschaffen, damit der Schienenve­rkehr auf Vordermann gebracht werden kann. Die LinkeVerke­hrspolitik­erin Sabine Leidig sprach dagegen von einer verpassten Chance.

Grube soll derweil neuer Aufsichtsr­atschef der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) werden, wie gestern bekannt wurde. Der 65-Jährige hatte erst vor zwei Wochen eine Unternehme­nsberatung in Hamburg gegründet.

„Bahnchef ist kein Job wie jeder andere.“Richard Lutz Nachfolger von Rüdiger Grube als Bahnchef

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FOTO: DPA Der neue Vorstandsv­orsitzende der Bahn, Richard Lutz: „Ich will und werde das zu 150 Prozent machen.“

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