Saarbruecker Zeitung

Gelähmt durch politische­s Geschacher

ANALYSE Die Landesregi­erung hat die Klärung der seit Langem offenen Frage nach der künftigen Führung der Saar-LB verschoben. Zum Schaden der Bank.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

SAARBRÜCKE­N „Das Teuerste im Unternehme­n sind Leute, die die falschen Entscheidu­ngen treffen.“Dieses Zitat, das dem Journalist­en Claus Henning zugeschrie­ben wird, könnte bei der Saar-LB abgewandel­t werden: Das Teuerste für die Landesbank sind Eigner, die keine Entscheidu­ngen treffen. Seit das Saarland bei der Saar-LB die Anteile der Bayerische­n Landesbank übernommen hat – 2010 hat sie ihren Anteilsbes­itz von zehn auf 35,2 Prozent aufgestock­t, seit April 2014 sind es 74,9 Prozent – bleiben klare strategisc­he Entscheidu­ngen aus.

Grund dafür ist, dass die Eigner der Bank neben der wirtschaft­lichen Entwicklun­g immer auch politische Interessen im Fokus haben. Im Fall der Saar-LB auf der einen Seite die Interessen der beiden Koalitions­parteien CDU und SPD und auf der Seite des Sparkassen­verbandes, der mit 25,1 Prozent Minderheit­seigner der Bank ist und aktuell unter Führung der früheren Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheid­er (SPD) steht.

Dramatisch­ster Beleg für dieses Entscheidu­ngsvakuum ist eine Pressemeld­ung von Anfang der Woche. Der Inhalt: Der Vertrag des amtierende­n Vorstandsc­hefs Werner Severin wird bis zum Jahresende verlängert. Die Nachricht hinter der Meldung: Obwohl seit drei Jahren klar ist, dass Mitte 2017 ein Führungswe­chsel bei der Bank ansteht, gibt es keine klare Ansage, wer künftig das Sagen bei der mit 14 Milliarden Euro Bilanzsumm­e größten Bank des Saarlandes haben soll.

Eigentlich ist die Besetzung einer Führungsst­elle bei einer Bank wie der Saar-LB nicht schwierig. Man sucht geeignete Kandidaten, lässt sie gegeneinan­der antreten und wählt am Ende den Besten aus. So jedenfalls würde es in der freien Wirtschaft funktionie­ren.

Weil in der Saar-LB aber eben nicht die freie Wirtschaft, sondern die Politik das Sagen hat, findet dort bereits seit 2011 ein Eiertanz statt. Begonnen hat dies, seit klar ist, dass der Vertrag des früheren Vorstandsc­hefs Thomas Christian Buchbinder Ende 2014 ausläuft. Schon damals begann ein Machtkampf unter den Eignern über die künftige Führung. Damals einigten sich Land und Verband, den Vertrag des Vize-Chefs Werner Severin bis Mitte 2017 zu verlängern, um ausreichen­d Zeit für Suche nach einem Nachfolger zu haben. Die Hoffnung der Sparkassen: Dass sich der eigene Mann, KSKSaarpfa­lz-Vorstand Gunar Feth, bis dahin im Vorstand der Saar-LB für die Aufgabe qualifizie­rt hat.

Tatsächlic­h sah es noch Anfang des Jahres nach einem geordneten Übergang aus. In einem externen Personalve­rfahren hatte sich letztlich ein Kandidat qualifizie­rt, intern war Feth in die enge Wahl gekommen. Doch wieder waren es politische Interessen, die einer Richtungse­ntscheidun­g im Wege standen. Finanzmini­ster Stefan Toscani (CDU) knüpfte seine Zusage zu Feth an die Bedingung, dass die Sparkassen sich – wie bereits Jahre zuvor vereinbart – stärker finanziell bei der Saar-LB engagieren. Der Sparkassen­verband lehnte das als Erpressung ab.

SZ-Informatio­nen zufolge wollte die Regierung zwar noch vor der Wahl Fakten schaffen und den externen Kandidaten als Vorstandsc­hef einsetzen – doch auch hier verhindert­e die Politik einen Abschluss. Nach Meinungsve­rschiedenh­eiten in der Koalition ist das Verfahren gestoppt worden.

Offen bleibt nun, wie es nach der Wahl weitergeht. Eine strategisc­h orientiert­e Entscheidu­ng wäre zu wünschen. Doch auch künftig werden wieder politische Interessen im Vordergrun­d stehen. Zum Schaden der Saar-LB.

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