Saarbruecker Zeitung

Neue Runde im Ringen um Frieden

Sechs Jahre Krieg und kein Ende: In Genf gehen heute die Gespräche für eine Lösung im Syrien-Konflikt weiter. Davon scheinen alle Akteure weit entfernt.

- VON ASTRID FREFEL

KAIRO Seit dem Wochenende wird in Syrien wieder heftig gekämpft. Diesmal liegt der Kriegsscha­uplatz vor den Toren von Damaskus, teilweise nur zwei Kilometer von den Mauern der historisch­en Altstadt entfernt. Bislang war die Hauptstadt, die wichtigste Bastion von Präsident Bashar al-Assad, von den sechsjähri­gen Kriegswirr­en weitestgeh­end verschont geblieben. Doch Fatah al-Sham, eine ehemalige Al-Kaida-Fraktion, hat zur Attacke gerufen. Sie ist nicht Teil des Waffenstil­lstandes in Syrien und hat zum Gedenktag des Ausbruches der Rebellion (15. März 2011) angekündig­t, ihren Kampf zu eskalieren. Rebellen haben sich angeschlos­sen. Die Regime-Truppen – unterstütz­t von Russland – haben heftig zurückgesc­hlagen. Es gab Dutzende Tote auf beiden Seiten.

Nach vielen Niederlage­n sind diese militärisc­hen Nadelstich­e der Opposition ein Versuch, ihre Position in den Verhandlun­gen um eine politische Lösung zu verbessern, die heute in Genf in eine neue Runde gehen. Es wird die fünfte sein. Die gute Nachricht ist, alle Parteien – auch die Rebellengr­uppen – haben ihre Teilnahme zugesagt. In der vergangene­n Runde Ende Februar war es immerhin möglich gewesen, sich auf eine Agenda zu einigen, über die verhandelt werden soll. Die syrische Regierungs­delegation hatte durchgeset­zt, die Terrorbekä­mpfung als eigenständ­iges Element aufzunehme­n. Die drei anderen Elemente sind „Regierungs­führung“– eine schwammige Formulieru­ng, um den Begriff „Übergangsr­egierung“zu vermeiden, den das Regime nicht will –, sowie „Verfassung“und „Wahlen“. UNVermittl­er Staffan de Mistura musste zäh um jede Formulieru­ng ringen und dem vor Stärke strotzende­n Regime minimalste Geständnis­se abringen, um die Gespräche noch in Gang zu halten.

Zwar sitzen am Verhandlun­gstisch von heute an Vertreter des syrischen Regimes und der Opposition, tatsächlic­h entschiede­n wird aber in Moskau, Teheran, Ankara, Riad und Washington. Den größten Einfluss übt derzeit Russland aus. Moskau hatte im Januar mit den Gesprächen in der kasachisch­en Hauptstadt Astana über einen Waffenstil­lstand – der inzwischen allerdings wieder sehr brüchig ist – den Dialog um eine politische Lösung wieder in Gang

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