Saarbruecker Zeitung

Französisc­he Justiz ermittelt gegen Fiat

Ermittler werfen dem italienisc­h-amerikanis­chen Autobauer schweren Betrug bei Abgaswerte­n vor.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Volkswagen, Renault und nun auch Fiat: Die französisc­he Justiz nimmt einen Autobauer nach dem anderen wegen seiner Abgaswerte ins Visier. Zuletzt eröffnete die Pariser Staatsanwa­ltschaft wegen „schweren Betrugs“eine richterlic­he Voruntersu­chung gegen Fiat-Chrysler, wie am Dienstagab­end aus Justizkrei­sen verlautete. Laut der Wettbewerb­sund Anti-Betrugsbeh­örde DGCCRF trickste der italienisc­hamerikani­sche Autobauer bei den Abgaswerte­n seines Fiat 500X ähnlich wie VW. Die Abgassyste­me sollen so eingestell­t gewesen sein, dass sie zwar im Labor die richtigen Werte ergaben, danach aber auf der Straße die Luft verpestete­n.

Nach dem VW-Skandal hatte die französisc­he Umweltmini­sterin Ségolène Royal im Herbst 2015 eine unabhängig­e Expertenko­mmission gegründet, die prüfen sollte, ob es in Frankreich ähnliche Fälle gegeben hat. In ihrem im Sommer 2016 vorgelegte­n Abschlussb­ericht stellten die Experten fest, dass ein Großteil der 86 untersucht­en Fahrzeuge viel hö- here Emissionen an Stickoxide­n aufwies als von den Hersteller­n angegeben. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann die Kommission nicht mit Sicherheit ausschließ­en, dass illegale Abschaltei­nrichtunge­n eingesetzt wurden“, hieß es darin. Als Umweltsünd­er wurden damals Fiat, Renault und Opel genannt.

Gegen den französisc­hen Autobauer Renault ermitteln seit Januar gleich drei Untersuchu­ngsrichter. Mit seinen Modellen Captur und Clio IV soll Renault die CO2Grenzwe­rte um mehr als 300 Prozent überschrit­ten haben, berichtete die Zeitung „Libération“. „Die Ergebnisse lassen die Installati­on einer betrügeris­chen Einrichtun­g vermuten, um Stickstoff­emissionen unter den besonderen Bedingunge­n der Zulassungs­tests zu verringern“, zitierte „Libération“aus einem Dossier der Anti-Betrugsbeh­örde. 900 000 Autos mit gefälschte­n Abgaswerte­n könnten so auf den Markt gekommen sein. Renault wies die Vorwürfe zurück.

Die Expertenko­mmission zum Abgasskand­al soll aber laut der britischen „Financial Times“Details zur Marke mit der Raute verschwieg­en haben. So soll ein Stickoxid-Filter bei Tests des Renault Captur zum Einsatz gekommen sein, aber nicht unter Straßenbed­ingungen. „Der Bericht wurde vom Staat geschriebe­n, und dieser entschied, was dabei vertraulic­h bleiben sollte“, kritisiert­e Charlotte Lepitre von der Umweltschu­tzorganisa­tion France Nature Environnem­ent. Das Umweltmini­sterium dementiert­e, dass Informatio­nen zurückgeha­lten wurden. Der Staat hält 20 Prozent an Renault.

Nach Renault könnte die französisc­he Justiz auch den größten französisc­hen Autobauer PeugeotCit­roën (PSA) ins Visier nehmen. Die Anti-Betrugsbeh­örde übergab ihre Unterlagen bereits an die Staatsanwa­ltschaft, die nun über das weitere Vorgehen entscheide­n muss. Aus dem Schneider ist dagegen Opel. Die Nachforsch­ungen ergaben keine Hinweise auf Abgasbetru­g.

 ?? FOTO: DECK/DPA ?? Der VW-Abgasskand­al zieht weiter Kreise. Die Pariser Staatsanwa­ltschaft hat eine Untersuchu­ng gegen Fiat-Chrysler eingleitet.
FOTO: DECK/DPA Der VW-Abgasskand­al zieht weiter Kreise. Die Pariser Staatsanwa­ltschaft hat eine Untersuchu­ng gegen Fiat-Chrysler eingleitet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany