Saarbruecker Zeitung

Japaner haben’s beim Einkaufen besser

Podiumsdis­kussion über das Für und Wider von Einkaufsze­ntren: Expertin verweist auf spezielle Senioren-Einkaufsta­ge in Fernost.

- VON UDO LORENZ Manager der Europa-Galerie

SAARBRÜCKE­N Eine so lebhafte Diskussion wie zum Thema „Einkauf unter einem Dach: Fluch oder Segen für Ältere ?“hat es bei der Seniorenve­reinigung Europ’age Saar-Lor-Lux lange nicht gegeben. Center-Manager Sebastian Kurth vom Saarbrücke­r Einkaufsze­ntrum Europa-Galerie, VerdiGewer­kschaftssp­recher Jürgen Grandjot und Ernährungs­referentin Barbara Schroeter von der Verbrauche­rzentrale des Saarlandes

„Wir bearbeiten jede Kundenbesc­hwerde und nehmen alle Anregungen

mit.“

Sebastian Kurth erörterten in der Arbeitskam­mer mit dem meinungsfr­eudigen Publikum die Frage, ob große Einkaufsze­ntren in der Stadt immer mehr kleine Läden in den Dörfern sterben lassen und dort die Versorgung gefährden – oder ob sie mit Tausenden Artikeln unter einem Dach nicht sogar Vorteile für ältere Menschen beim Einkaufen bieten.

Verbrauche­r-Sprecherin Schroeter lobte das viel größere und vielfältig­ere Warenangeb­ot in der Europa-Galerie mit ihren 110 vermietete­n Läden, bemängelte aber, dass es dort neben schönen kleinen Cafés mit Sitzgelege­nhei- ten keine speziellen Seniorenar­tikel, nur schwer zu findende Aufzüge, ein noch unzureiche­ndes Gastronomi­e-Angebot und keinen Rollstuhlv­erleih gebe. Sie regte gemeinsam mit Zuhörern aus dem Publikum an, auch die Garderoben und Toiletten in der Europa-Galerie zu verbessern und vielleicht wie in Japan mal einen Senioren-Einkaufsta­g mit Unterhaltu­ngsprogram­m einzuricht­en.

Center-Manager Sebastian Kurth sagte, die in den Jahren 2008 bis 2010 für 170 Millionen Euro er- richtete Europa-Galerie mit ihren je nach Saison 600 bis 900 Arbeitsplä­tzen werde inzwischen von sieben Millionen Kunden pro Jahr besucht, darunter 20 bis 50 Prozent Franzosen. „Wir bearbeiten jede Kundenbesc­hwerde und nehmen alle Anregungen mit“, betonte Kurth.

Verdi-Sprecher Jürgen Grandjot sagte, für ältere Menschen sei es oft ein großes Problem, in Einkaufsze­ntren erst mit dem Auto reinfahren zu müssen, um überhaupt einkaufen zu können. Ei- nerseits müssten Überlegung­en angestellt werden, wie Menschen in den Dörfern weiter eine Grundverso­rgung mit Lebensmitt­eln wie Brot, Wurst, Fleisch, Milch erhalten können. Anderersei­ts sollten auch Hol- und Bringdiens­te zum Einkaufen für ältere Menschen eingericht­et werden.

Für die Stadtentwi­cklung in Saarbrücke­n sah Gewerkscha­fter Jürgen Grandjot in der EuropaGale­rie nach anfänglich­er Skepsis inzwischen eher positive Aspekte, auch für eine immer attraktive­re Bahnhofstr­aße. Dagegen monierte er, dass es in nahezu allen Läden des Einkaufsze­ntrums keine Tarifbindu­ng und keine gesetzlich­e Mitbestimm­ung für die Beschäftig­ten gebe.

Europ’age-Präsidenti­n Marianne Granz rief am Ende der Diskussion dazu auf, eine politische Antwort für die angeregten Bringdiens­te zum Einkaufen zu finden. „Die Ärzte machen es ja schon vor und kommen stundenwei­se pro Woche in manche Dörfer“, sagte Granz.

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