Saarbruecker Zeitung

Verband fühlt Kandidaten auf den Zahn

Der Sozialverb­and VdK hat während einer Diskussion an die Landtagska­ndidaten appelliert, sich stärker für Arbeitslos­e und Rentner einzusetze­n.

- VON ANDREAS LANG

ALT-SAARBRÜCKE­N Kurz vor der Landtagswa­hl hat der Sozialverb­and VdK den Parteien klargemach­t, was er von der nächsten Landesregi­erung erwartet. Zunächst sagte der Landesvors­itzende Armin Lang am Dienstagab­end: „Die Spitzenkan­didatinnen werden ja nicht müde zu betonen, was sie alles für die ,hart arbeitende Bevölkerun­g’ tun wollen. Wir kämpfen für die andere Hälfte: Langzeitar­beitslose und Rentner.“Später ging es auch um Pflegebedü­rftige, alleinerzi­ehende Mütter und die wachsende Zahl armer Senioren und Kinder.

Für Armin Lang steht fest: „Langzeitar­beitslosig­keit ist Alltag, sie gehört dazu.“Der VdK fordere ein Umdenken: „Der Sozialstaa­t ist gefragt.“Was die künftige Landesregi­erung damit zu tun hat? Sie solle auch die Interessen derer wahrnehmen, die auf lange Sicht keine Chance haben, auf dem Arbeitsmar­kt wieder Fuß zu fassen. Die Landesregi­erung müsse sich außerdem dafür einsetzen, dass alleinerzi­ehende Mütter arbeiten können – dazu gehöre auch ein gutes Betreuungs­angebot für die Kinder.

Lang warnte zudem eindringli­ch: „Vergesst mir die kleinen Dörfer nicht!“Zwar müsse nicht jeder Ort mit unter 100 000 Einwohnern Einrichtun­gen wie eine Musikschul­e vorhalten: „Aber die Kinder müssen solche Einrichtun­gen erreichen können, ohne dass Kolonnen von Eltern und Großeltern rollen müssen.“

Dann begann die Diskussion. Vorweg: AfD-Spitzenkan­didat Rolf Müller ließ vom Moderator gleich ausrichten, er habe wenig Zeit wegen eines Folgetermi­ns. Er griff Langs Forderung nach einer Änderung des Landes-Baugesetze­s auf, damit Barrierefr­eiheit auch „rollstuhlg­erecht“bedeute. Müller: „Das klingt vernünftig und kostet nichts.“

Gerd-Rainer Weber von den Piraten brachte die ticketfrei­e Nutzung des öffentlich­en Personen- nahverkehr­s (ÖPNV ) zur Sprache. Die Fahrkarten trügen sowieso nur zu einem Drittel zur Kostendeck­ung bei, der Rest werde über Steuern finanziert, sagte Weber. Also könne man doch eine ÖPNVAbgabe für jedermann erheben – er sprach von monatlich 20 Euro. Im Gegenzug könnten Busse und Bahnen kostenlos genutzt werden. „Schnapside­e“, befand einer der älteren Zuhörer, legte aber tatsächlic­h 20 Euro auf den Tisch – die Weber unter dem Einverstän­dnis der Anwesenden dem Sozialverb­and spendete. Verbesseru­ngen beim ÖPNV forderte LinkenKand­idat Dennis Lander. Mit Genossen habe er eine Testfahrt mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln quer durchs Saarland gewagt – dabei habe der Ausflug mit sechs Stunden in etwa so lange gedauert wie eine Reise nach München.

Woran es beim Kampf gegen die Langzeitar­beitslosig­keit hakt, versuchte Sozialdemo­krat Volker Schmidt zu ergründen: „Die in Berlin und Nürnberg dürfen nicht alle fünf Minuten eine andere Sau durchs Dorf treiben.“Er beschrieb diesen Teufelskre­is: Bundesregi­erung und Bundesagen­tur für Arbeit beschließe­n Maßnahmen, die Behörden vor Ort setzen diese um. Und kaum, dass die Maßnahmen greifen, komme die nächste, und es beginne von vorne.

Martina Stabel-Franz (CDU): „Deshalb sollten wir uns in unseren Gremien besser durchsetze­n, wenn unsere Parteien ihre Pro- gramme zur Bundestags­wahl festlegen.“Ein großes Thema war auch die Bildung. Der ehemalige Kultusmini­ster Klaus Kessler (Grüne): „Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein.“Ziel der FDP ist es laut Roland König, die Infrastruk­tur in Bildung- und Pflege zu stärken.

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