Ein Traumtor zum Abschied
In seinem letzten Länderspiel schießt Lukas Podolski Deutschland zum 1:0-Sieg gegen England.
DORTMUND (sid) Lukas Podolski hat der deutschen Nationalmannschaft bei seinem emotionalen Abschied mit einem letzten Geniestreich einen Prestigesieg beschert. Der 31-Jährige sorgte mit seinem 49. Länderspieltreffer mit einem krachenden Linksschuss aus über 20 Metern in den Winkel für einen 1:0 (0:0)-Erfolg in Dortmund gegen England. Kapitän Podolski schlug nach seinem Traumtor in der 69. Minute ungläubig die Hände vors Gesicht und ließ sich danach vor der Südtribüne ausgiebig von den Fans feiern. Während Podolski damit sein 130. und letztes Länderspiel krönte, gab Timo Werner als 87. Spieler in der Ära von Bundestrainer Joachim Löw 77 Minuten lang ein unauffälliges Debüt beim insgesamt schmeichelhaften Sieg zum Start ins Perspektivjahr.
Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) feierte den ersten Heimsieg gegen die Three Lions seit 30 Jahren und stellte dabei einen Rekord auf: Erstmals in der seit 1908 andauernden Länderspiel-Geschichte blieb die Nationalmannschaft in sieben Spielen in Folge ohne Gegentor. Dies hatte sie neben Podolski einem guten Torhüter Marc-André ter Stegen und einer Portion Glück zu verdanken. Im WM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18 Uhr/ RTL) in Baku gegen Aserbaidschan bedarf es aber einer Leistungssteigerung, damit das DFBTeam als souveräner Tabellenführer der Gruppe C seine weiße Weste auf dem Weg zur Endrunde 2018 in Russland wahrt.
Ohne die bewährten Kräfte Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mesut Özil, Julian Draxler, Sami Khedira, Mario Gomez und Marco Reus setzte der Bundestrainer vor 60 109 Zuschauern im Signal-Iduna-Park auf die Jugend. Die Youngster Julian Brandt (20), Werner (21), Leroy Sane (21) und Julian Weigl (22) durften von Beginn an ran. In Mats Hummels, Toni Kroos und Podolski standen nur drei Weltmeister in der Startelf.
Das DFB-Team hatte gegen die gut organisierten Gäste erhebliche Mühe im Spielaufbau, das Sturm-Duo Podolski/Werner bekam kaum verwertbare Bälle. Auch die deutsche Abwehr war im ersten Durchgang unsortiert. Etwas Stimmung kam zunächst nur auf, als zwei Schussversuche Podolskis (11./16.) abgeblockt wurden. Die Fans feierten ihren Liebling immer wieder mit „Lukas Podolski“-Sprechchören. Podolski vergab auch die beste deutsche Möglichkeit der ersten Halbzeit, als er aus 17 Metern zu ungenau zielte (37.). England hatte im ersten Durchgang offensiv deutlich mehr zu bieten. Debütant Michael Keane schoss drüber (7.), Adam Lallana vom Klopp-Klub FC Liverpool traf nach einem Fehler von Joshua Kimmich nur den Pfosten (31.). Vier Minuten vor Ende des ersten Durchgangs rettete ter Stegen gegen Dele Alli.
Das DFB-Team kam mit mehr Schwung aus der Pause. Der Leverkusener Brandt verpasste die Führung mit einem Schuss von der Strafraumgrenze knapp (48.). Podolski wurde nun immer häufiger von seinen Mitspielern gesucht – in der 69. Minute mit Er- folg. Löw gönnte dem Weltmeister sechs Minuten vor dem Ende seinen großen Abgang, die Zuschauer erhoben sich bei Podolskis Auswechslung von ihren Sitzen. Podolski umarmte Löw und klatschte ein letztes Mal seine Nationalmannschaftskollegen ab.