Saarbruecker Zeitung

Bundestag macht Weg für Dobrindts Maut frei

Der Streit um die Autobahnge­bühr in Deutschlan­d nimmt kein Ende. Die gestern vom Bundestag beschlosse­nen Änderungen gehen den Ländern nicht weit genug.

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BERLIN (afp) Der Bundestag hat die vor allem von der CSU gewünschte Pkw-Maut in überarbeit­eter Form beschlosse­n. In der namentlich­en Abstimmung setzten sich Union und SPD gestern gegen die Stimmen der Opposition durch. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) verteidigt­e in der Debatte die Maut als „fair, sinnvoll und gerecht“, GrünenFrak­tionschef Anton Hofreiter kritisiert­e sie in der Debatte dagegen als „völlig absurdes Projekt“.

Die Maut-Gesetze sehen vor, dass Autofahrer für die Benutzung deutscher Autobahnen Vignetten erwerben, deren Preise vom Hubraum und der Umweltfreu­ndlichkeit des Autos abhängen. Deutsche Autofahrer sollen im Gegenzug über die Kfz-Steuer entlastet werden. Auch hierzu beschloss der Bundestag Änderungen, die vor allem eine stärkere ökologisch­e Ausrichtun­g der Kfz-Steuer vorsehen. Die Pkw-Maut war ursprüngli­ch bereits 2015 von Bundestag und Bundesrat besiegelt worden; die dazugehöri­gen Gesetze mussten nach Einwänden der EU-Kommission aber noch einmal geändert werden. Dabei ging es um die mögliche Benachteil­igung von Ausländern, die nun günstigere Kurzzeit-Vignetten erwerben können.

In etlichen Bundesländ­ern – unter anderem im Saarland, in Rheinland-Pfalz und NordrheinW­estfalen – gibt es große Vorbehalte gegen das Projekt, weil es den Grenzverke­hr beeinträch­tigen könnte. Daher ist unklar, ob der Bundesrat die Vorlage billigt oder den Vermittlun­gsausschus­s anruft und damit das Vorhaben möglicherw­eise zu Fall bringen kann. Für das Maut-Gesetz stimmten in namentlich­er Abstimmung 397 Abgeordnet­e des Bundestags; es gab 135 Gegenstimm­en und neun Enthaltung­en. Während Linke und Grüne die Vorlage geschlosse­n ablehnten, verweigert­en auch zwölf Abgeordnet­e der CDU/CSU und 29 der SPD dem Gesetzentw­urf die Zustimmung. In der Bundestags­debatte verwies Dobrindt unter anderem auch auf die finanziell­en Effekte der Maut. Die Einnahmen würden künftig dauerhaft einen „erhebliche­n Beitrag“zur Finanzieru­ng der Infrastruk­tur leisten. Der Erhalt der Straßen werde gesichert. Hofreiter kritisiert­e die Maut dagegen als europafein­dlich, weil sie den Grenzregio­nen schade und neue „Mauern“gerade in einer Zeit errichte, in der sich die EU ohnehin in großen Schwierigk­eiten befinde. Es handle sich letztlich um eine reine „Ausländerm­aut“. Der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Sören Bartol betonte, die Abgeordnet­en seiner Partei stimmten der Maut nur „mit großen Bauchschme­rzen“zu. Es handle sich um ein Unions-Projekt. Die SPD fühle sich an den Koalitions­vertrag gebunden, dessen Bedingunge­n erfüllt seien. „Wir stehen zu unserem Wort“, sagte der Verkehrsex­perte gestern.

Über die im Bundestag beschlosse­ne Pkw-Maut hinaus gibt es in der CDU bereits Überlegung­en zur Einführung einer allgemeine­n Straßenmau­t. Ein CDUSpreche­r bestätigte in Berlin im Grundsatz einen Bericht des Düsseldorf­er „Handelsbla­tts“. Er betonte aber, es handele sich um keinen offizielle­n Beschluss, sondern nur um ein internes Arbeitspap­ier einer Unterarbei­tsgruppe. Laut „Handelsbla­tt“ist ein Systemwech­sel bei der Verkehrsfi­nanzierung angedacht. Dabei solle ein streckenbe­zogenes Mautsystem eingeführt und die Kfz-Steuer im Gegenzug abgeschaff­t werden.

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FOTO: DPA Verkehrsmi­nister Dobrindt warb auch gestern für die Pkw-Maut. Mit Erfolg. Der Bundestag stimmte für die Abgabe auf deutschen Autobahnen.

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