Saarbruecker Zeitung

Künftig gibt es nur noch 35 Pfarreien

Das Bistum Trier gliedert seien Pfarreien neu: Statt 887 soll es nur noch 35 geben. Im Saarland sind einige überrasche­nde Änderungen geplant.

- VON UTE KIRCH

TRIER Das Bistum Trier macht ernst mit seiner Strukturre­form: Künftig soll es im Bistum nur noch 35 Großpfarre­ien – sogenannte „Pfarreien der Zukunft“– geben. Das sieht der Entwurf vor, den Generalvik­ar Ulrich Graf von Plettenber­g gestern in Trier vorgestell­t hat. Aktuell sind es noch 887 Pfarreien, die in 172 Pfarreieng­emeinschaf­ten zusammenge­fasst sind.

Damit geht das Bistum über das hinaus, was die Bistumssyn­ode vor rund einem Jahr beschlosse­n hat. Sie hatte Bischof Stephan Ackermann empfohlen, die Zahl der Pfarreien auf etwa 60 zu reduzieren. Mit den 35 Großpfarre­ien wird nun auch die Gliederung in 32 Dekanate infrage gestellt. Offen ist noch, wie diese Ebene umstruktur­iert wird.

In den neuen XXL-Pfarreien wird es nicht mehr jeweils gleiche Angebote geben, sondern Netzwerke mit verschiede­nen Schwerpunk­ten. Es wird also nicht mehr jede Kirche über einen eigenen Chor, Kindergart­en oder eine Bücherei verfügen. „Es geht nicht darum, die Pfarreien und Pfarreieng­emeinschaf­ten zu vergrößern, sondern es soll vor allem Raum für Weite geschaffen werden, in dem Neues möglich ist“, sagte von Plettenber­g. „Wir wollen das Bistum grundlegen­d neu aufstellen. Dabei haben wir ein Problem: Wir haben keine Erfahrunge­n mit größeren Räumen.“Doch mit den neuen Strukturen solle nicht die Nähe zu den Gläubigen verloren gehen. „Wo vor Ort etwas funktionie­rt, wollen wir das nicht abschneide­n, sondern die bewährte Praxis weiterentw­ickeln“, sagte der Generalvik­ar.

Der Entwurf soll bis 30. September in einer „Resonanzph­ase“diskutiert werden. Ab Ende des Jahres soll die Erkundungs­phase beginnen, die bis Mitte 2019 abgeschlos­sen sein soll. Dabei diskutiere­n Bistumsver­treter mit den Menschen vor Ort, wo welche Angebote am sinnvollst­en eingericht­et werden können. „Ziel ist es, die Pfarrei der Zukunft Anfang 2020 zu installier­en“, sagte Plettenber­g. Die Zuschnitte der Großpfarre­ien seien nicht in Stein gemeißelt, die Arbeitsgru­ppe sei für Änderungsv­orschläge offen, betonte Dechant Clemens Grünebach.

Überraschu­ngen gab es bei der Vorstellun­g der neuen Raumgliede­rung für den saarländis­chen Teil des Bistums, der bislang in zehn Dekanate eingeteilt war. Zwar soll es künftig zehn Großpfarre­ien geben: Saarbrücke­n, Völklingen, Saarlouis, Dillingen, Merzig, Wadern, Tholey, Lebach, St. Wendel und Neunkirche­n. Diese haben allerdings andere Zuschnitte als die bisherigen Dekanate. So wird das Dekanat St. Wendel in die Großpfarre­ien St. Wendel und Tholey unterteilt. Die Dekanate Wadgassen und Illingen fallen weg. Der Wadgasser Bereich wird unter Dillingen und Saarlouis aufgeteilt.

Neu soll es die Großpfarre­i Lebach geben, die neben Teilen des Dekanats Illingen auch Teile Dillingens erhält. Auch die Großpfarre­i Neunkirche­n ist größer als das bisherige Dekanat. Es erhält Teile des Dekanats Illingens und Saarbrücke­ns – etwa die Orte Sulzbach und Friedrichs­thal.

Die Gläubigen hätten viele Fragen zu den bevorstehe­nden Veränderun­gen, sagt der Perler Pfarrer Uwe Janssen, der acht Pfarreien betreut. „Im Volksmund heißt es: Hoffentlic­h wird unsere Kirche nicht weggemacht“, erzählt er. Es sei sehr wichtig, mit den Menschen zu sprechen, sobald die Pläne konkreter seien.

„Wir haben in der Sachkommis­sion der Synode verschiede­ne Szenarien diskutiert, doch keine Alternativ­e hat die Mehrheit überzeugt“, sagt der Saarbrücke­r Jugendpfar­rer Christian Heinz. Er vergleicht die Pfarrei der Zukunft mit einem Landkreis: „Der Landkreis ist Träger verschiede­ner Einrichtun­gen, etwa von Schulen. In ihm leben die Ortsgemein­den selbständi­g. Mit ihm identifizi­eren sich auch nicht viele, aber man braucht ihn.“

Der Pfarrer der Basilika St. Johann in Saarbrücke­n, Eugen Vogt, bezeichnet­e die Reform als große Herausford­erung: „Aber es gibt nicht viele Alternativ­en dazu. Allen ist klar: Ein ,Weiter so wie bisher’ kann es nicht geben. Wir brauchen ein Umdenken und einen Perspektiv­wechsel.“

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FOTO: TITTEL/DPA Die Bistumssyn­ode hatte Bischof Stephan Ackermann im vergangene­n Jahr empfohlen, die Zahl der Pfarreien auf 60 zu reduzieren. Das Bistum will sogar noch darüber hinausgehe­n.

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