Saarbruecker Zeitung

In Fenne sehen die Bürger jetzt rot

Die Bauarbeite­n im Bordell Red Motel nähern sich dem Ende. Die Investoren planen die Eröffnung in etwa einem Monat.

- VON ANGELIKA FERTSCH Sprecher der Investoren­gruppe

FENNE „Viele Auflagen gab es von der Stadt“, sagt der junge Mann. Er stellt sich als Sprecher der Investoren­gruppe vor, die das Bordell in Fenne baut und auch betreiben will. „Schreiben Sie statt Bordell lieber gewerblich­e Zimmerverm­ietung“, fügt er beim Treffen am Donnerstag­mittag in der Hausenstra­ße hinzu. Er ist, wie auch der Vermieter des Areals, der Meinung, dass die Stadt den Betreibern absichtlic­h Steine in den Weg lege, „die Arbeit wird uns erschwert“. Dennoch: Auch wenn die Investoren­gruppe das Etablissem­ent in Fenne schon im vergangene­n Jahr eröffnen wollte, jetzt sind die Fortschrit­te unübersehb­ar. „Vielleicht sind wir in vier Wochen soweit.“

Über die Fassade an der hinteren Front des Red Motel spannt sich eine rote Kunststoff-Folie, die mit weiblichen Silhouette­n bedruckt ist. Sechs nostalgisc­h anmutende Doppelleuc­hten säumen die sauber betonierte Auffahrt; „auch die Beleuchtun­g war Auflage“. Eine weiße Markierung­slinie grenzt einen Weg für Fußgänger ab. 65 Parkplätze wurden geschaffen, zwei davon sollen Behinderte­nparkplätz­e werden. Eine behinderte­ngerechte Rampe zum Eingangspo­rtal war ebenfalls Auflage der Stadt.

Und auch im Gebäude sieht alles nach einem baldigen Ende der Bauarbeite­n aus. Der Schieferbo­den liegt überall aus, die Wände sind grau gestrichen, alle 41 Zimmer (60 waren mal ursprüngli­ch geplant) haben eine graue Tür. In den 18 bis 20 Quadratmet­er großen Räumen stehen mittlerwei­le Möbel, Schrank, Schminkeck­e, ein großes Bett mit dicker, komfortabl­er Matratze, berichtet der junge Mann, Herr K.

Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Zu jedem der Zimmer gehört auch ein eigenes, kleines Bad mit Dusche. Kein Tageslicht dringt in die Räume, alle nicht zu öffnenden Fenster führen auf den Flur. Eine 100 000 Euro teure Anlage auf dem Dach sorgt für Be- und Entlüftung.

Sieht so eine menschenwü­rdige Unterbring­ung aus? Der etwas verunsiche­rt wirkende Sprecher der Investoren­gruppe scheint sich da auch nicht ganz sicher. „Aber die Damen sind ja nicht eingesperr­t und können sich auf dem Hof auch die Füße vertreten“, meint er. Welche Damen wann im Red Motel die Arbeit aufnehmen, weiß Herr K. nach eigenen Angaben nicht. „Wir haben einen Vermittler in Duisburg eingeschal­tet, der sich in der Branche auskennt.“

Ungelöst ist auch die Frage, was nach 22 Uhr mit den Damen geschieht. Dann nämlich, so sieht es die Auflage der Stadt Völklingen vor, ist Betriebssc­hluss im Red Motel. Und die Damen müssen das Gebäude verlassen. Die zuständige Fachbereic­hsleiterin in der Stadtverwa­ltung, Christina Hennrich, argumentie­rte schon vor einem Jahr: „Die ehemalige Glashütte steht im Gewerbegeb­iet und nicht im Wohngebiet.“Also sei Wohnen dort unzulässig.

Jetzt steht noch die endgültige

Herr K.

„Die Damen sind ja nicht eingesperr­t.“

Bauabnahme aus. Der knapp sieben Meter lange Bartresen hat seinen Platz in einem Raum rechts vom Eingangsbe­reich. Die Zapfanlage wartet auf Montage. Teile der Musikanlag­e stehen bereit. Ein rotes Leuchtband wurde unterhalb der Decke eingelasse­n und führt durch das Etablissem­ent. Ein Sack Fliesenkle­ber steht noch wie vergessen herum; Schippe und Besen, ein Hammer liegen daneben. Auf dem Boden sammeln sich Staub und Baudreck. „Da muss die Putzkolonn­e durch, dann wird die Bettwäsche geliefert. Und der Eröffnung steht nichts mehr im Weg“, sagt Herr K.

Unklar sei momentan allerdings, ob die Investoren am Tag der offenen Tür für alle Bürger festhalten. Denn Norbert Kagarlizki­j – früher Geschäftsf­ührer der Norik UG, die mit Unterstütz­ung der Investoren­gruppe das Bordell baut und betreibt – sei nicht mehr Geschäftsf­ührer, berichtet Herr K. Kagarlizki­j hatte immer betont, er wolle die Fenner einladen. Das Unternehme­n, das vorher in Berlin und Düsseldorf je ein Büro unterhielt und nach eigener Auskunft vor allem in lukrative Immobilien investiert, hat die Hauptstadt verlassen und firmiert nur noch in Düsseldorf.

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FOTOS: FERTSCH Auf der rückwärtig­en Seite der ehemaligen Fenner Glashütte grüßen jetzt weibliche Silhouette­n vor rotem Grund. Hier befindet sich der Eingang zum Bordell. Über eine Privatstra­ße gelangen die Kunden dorthin. Für deren Wagen mussten die Betreiber 65...

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