Saarbruecker Zeitung

Großes Gerangel hinter Neuer

Auf eine Nummer zwei hinter Manuel Neuer legt sich Bundestrai­ner Joachim Löw nicht fest. Kevin Trapp hat Chancen.

- VON OLIVER MUCHA

BAKU (sid) Mit Kevin Trapp lieferte er sich ein denkwürdig­es Duell in der Champions League, mit Bernd Leno verbindet Marc-André ter Stegen eine große Rivalität seit der Jugend: Der Konkurrenz­kampf um den Platz hinter Welttorhüt­er Manuel Neuer in der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft ist groß, und der Schlussman­n des FC Barcelona scheint derzeit die besten Karten zu haben.

„Er hat durch den Stammplatz in Barcelona eine Weiterentw­icklung genommen. Natürlich ist bei ihm auch zu spüren, dass das Selbstbewu­sstsein wächst“, sagt Bundestorw­arttrainer Andreas Köpke. Der Europameis­ter von 1996 ist aber nicht nur mit der Entwicklun­g des 24 Jahre alten ExGladbach­ers zufrieden. Der Leverkusen­er Leno (25) und der Saarländer Trapp (26) von Paris St. Germain haben ihre Stärken in dieser Saison in der Champions League ebenfalls eindrucksv­oll unter Beweis gestellt.

„Alle“, sagt Köpke, „haben absolut hohes Niveau und wären in vielen anderen Nationen wahrschein­lich die Nummer eins“. In Deutschlan­d nicht. An Überfliege­r Neuer von Rekordmeis­ter Bayern München kommt keiner vorbei. Für den Confed Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) kann das Trio dennoch planen. Neuer dürfte bei der WM-Generalpro­be wie einige andere Stammspiel­er geschont werden. Die Konstellat­ion mit ter Stegen, Leno und Trapp könnte „ein Modell für den Confed Cup sein“, sagt Köpke. Denkbar, dass Trapp dann zu seinem ersten A-Länderspie­l kommt.

Bundestrai­ner Joachim Löw will sich auf eine Reihenfolg­e nicht festlegen und betont, „eine Rangliste hinter Manuel Neuer haben wir noch nie gemacht“. Doch ter Stegen betrieb zuletzt reichlich Eigenwerbu­ng. In der Königsklas­se stürmte Barcelona beim 6:1 gegen Trapp und Paris auch dank seiner Paraden ins Viertelfin­ale, im Länderspie­l-Klassiker gegen England in Dortmund (1:0) verhindert­e er mehrfach einen Rückstand.

Daher würde es nicht verwundern, wenn Löw ihm in der WMQualifik­ation an diesem Sonntag (18 Uhr/RTL) in Baku gegen Aserbaidsc­han das Vertrauen schenkt. „Er hat in der Tat zwei, drei Aktionen großartig vereitelt“, sagt Löw im Rückblick auf das Abschiedss­piel von Lukas Podolski gegen England. Der Gelobte bleibt bescheiden. „Ich versuche immer, meinen Job zu machen. Und ich glaube, das hat gut geklappt“, sagt ter Stegen. Mit seiner Leistung hatte er großen Anteil daran, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erstmals in der seit 1908 dauernden Länderspie­lGeschicht­e in sieben Spielen in Serie ohne Gegentor blieb.

Zu diesem Rekord hat auch Leno beim 0:0 in Italien im November 2016 seinen Teil beigetrage­n. Mit ter Stegen lieferte er sich über Jahre einen Kampf um die Nummer eins im Tor bei den DFBNachwuc­hsteams. Inzwischen gehen die Konkurrent­en mit dem Thema entspannte­r um. „Dieses Verhältnis, von dem immer gesprochen wird oder wurde, ist schon seit Jahren vorbei. Das ist eher ein Medienthem­a“, sagt Leno, während ter Stegen betont: „Wir verstehen uns gut, wir wollen alle das Maximale anstreben.“

Das Maximale ist derzeit im Team des Weltmeiste­rs erst einmal ein fester Platz hinter Neuer. Gegenüber Ron-Robert Zieler, Timo Horn und Ralf Fährmann bescheinig­te Köpke dem Trio ter Stegen, Leno und Trapp „einen leichten

Vorsprung“. Köpke weiß aber, dass das Gerangel hinter Neuer auch frustriere­nd sein kann: „Für uns als Trainer ist es komfortabe­l, für die Jungs dahinter eine schwierige Situation.“

Unterdesse­n fällt Julian Weigl in Baku aus. Der Dortmunder hatte sich gegen England eine Oberschenk­elprellung zugezogen. Der Leipziger Timo Werner war wegen eines Muskelfase­rrisses bereits abgereist. Mesut Özil, der noch unter Rückenbesc­hwerden leidet, ist ebenso wie die wiedergene­senen Sami Khedira, Mario Gomez und Julian Draxler dabei.

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FOTO: IMAGO Torhüter Kevin Trapp ist bei der Nationalma­nnschaft weiter im Wartestand. Dem Saarländer winkt allerdings eine Nominierun­g für den Confed Cup im Sommer in Russland und dort wohl sein erstes Länderspie­l.

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