Wohlige Wärme unterm Nordlicht
Der Campingbus VW T6 California bietet bei Wintertouren dank leistungsfähiger Standheizung erstaunlichen Wohnkomfort.
BODØ Wer die Nerven verliert, klappt die Ohren an. Tatsächlich geht es besonders eng zu beim Einschiffen. Die schmale Rampe auf die Hurtigruten-Fähre ist nur ein Vorgeschmack auf den 2,30 Meter hohen und 2,45 Meter breiten Aufzug, der in den kleinen Bauch des Schiffes rattert.
Nur gut ein Dutzend Wagen passen in den Pott. Größere Wohnmobile finden keinen Platz. In zwei Reihen stehen die VierradVehikel unserer Reisegruppe unter Deck. Zu diesem Zeitpunkt ahnt man noch nicht, dass der viel schwierigere Teil erst nach der dreieinhalbstündigen Überfahrt von Bodø auf dem nordwestlichen norwegischen Festland hinüber nach Stamsund auf der Insel Austvågøya wartet. Dort muss man nämlich rückwärts in den Fahrstuhl zirkeln, wozu die Außenspiegel unabdingbar sind.
Für die Passagiere im oberen Deck geht es viel geräumiger zu, einschließlich historisch bestückter Bibliothek mit herrlich in die Jahre gekommenen Ledersesselchen.
Im Winter sind auf den Lofoten, der Inselgruppe vor Norwegen, nicht allzu viele Touristen unterwegs. Im Sommer kann jeder campen, die Herausforderung steckt in der kalten Jahreszeit. Das sagen sich offenbar auch zahlreiche Wellenreiter, die aus der ganzen Welt an den Strand nach Unstad kommen, um die perfekte Welle mitzunehmen – bei einer Wassertemperatur von rund sieben Grad.
Im Campingbus VW California ist Wärme kein problematisches Thema. Sieben StandheizungsStufen sorgen vor allem im Erdgeschoss für wohlige Temperaturen. Bei leichten Minusgraden reicht nachts schon Stufe zwei. Hat man sich noch nicht im Schlafsack eingemummelt, dann macht Stufe drei mollig warm. Mit wenigen Handgriffen ist tagsüber die Bettstatt in ein bequemes Sofa zurückverwandelt. Natürlich kann man auch das Hubdach jederzeit auf Knopfdruck hochfahren und entweder die Stehhöhe nutzen oder oben schlafen. Obwohl physikalisch gesehen warme Luft nach oben steigt, ist es in richtig kalten Gefilden trotz Standheizung im Oberstübchen zapfig kalt. Die Heizung leitet Wärme unterm Beifahrersitz in den Raum, aber in der Höhe kommt wenig davon an, zumal die zeltstoffähnlichen Dachwände eisige Windböen gerne ins Innere fegen lassen.
Da es im Winter früh dunkel wird, bleibt es dem persönlichen Geschmack vorbehalten, im California früher oder später die Verdunkelungsrollos vor die Fenster zu ziehen. Im Cockpit werden traditionell Stoffbahnen mittels Magnetknöpfen an den Holmen der Fahrer- und Beifahrerfenster befestigt.
Wer den Kopf über winterliches Campen schüttelt, hat wahrscheinlich noch nie erlebt, wie schön es ist, bei einer Tasse Tee aus der Küchenzeile heraus die Landschaft zu genießen, sich nach der Wanderung gemütlich aufzuwärmen, im Fischerhafen dem Treiben der Boote zuzuschauen oder, die Krönung, direkt am Meer unterm Sternenhimmel das grün tanzende Polarlicht zu bestaunen. Vielleicht ist es sogar gerade im Winter am reizvollsten, mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein. Die Campingplätze mit Winterbetrieb sind nicht überlaufen, Ruhe ist beinahe garantiert, vielleicht schreitet sogar ein Elch auf Futtersuche direkt am Wohnmobil vorbei.
Der VW T6 California ist zwar kein Geländewagen, sein Allradantrieb 4Motion ist jedoch bei Schneetreiben oder auf leichten Geröllstrecken hilfreich und bringt bei jedem Wetter ein Plus an Sicherheit. Unsere kleine California-Kolonne kam auf ihrer Tour jedoch in den Genuss von SpikesReifen, welche auf den Lofoten von Oktober bis Mai erlaubt sind.