Besser jetzt als nie
Kommunion für Geschiedene
Da ich bis heute nach meiner Pensionierung 2012 noch in den sieben Kirchen in der Pfarrgemeinde Überherrn eingeteilt bin, ist es für mich auch heute noch wichtig, dass es zur ehrlichen Berichtserstattung und zu keiner euphorischen Verklärung kommt. Es ist nicht gut, eine geschichtliche Wahrheit zu unterdrücken. 1971/72 durfte ich Professor Karl Lehmann (Kardinal) in den Vorlesungen erleben. Er plädierte schon vor 46 Jahren für die beschlossene Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Ich persönlich habe nie in Pfarreien eine andere Praxis erlebt, wie sie „Kardinal“Lehmann 1971 vorgeschlagen hatte: nach einem guten Gespräch den Mantel der Barmherzigkeit auszuteilen. Hinzu kam, dass die Menschen kein Schild umgehängt hatten „katholischer Taufschein und nicht wiederverheiratet“. Ebenso war es bei meinen Soldaten, mit denen ich im wilden Kurdistan Eucharistie gefeiert habe, genauso war es bei zwei Millionen Tagestouristen in Cochem. Ich freue mich, dass die DBK die Last des Ausschlusses als deutsche Kirche und Weltkirche von den Menschen nimmt und sie zur Kommunion zulässt, was schon in vier Bistümern seit August 1973 möglich war, im Bistum Freiburg, Rottenburg, Stuttgart und Mainz. Danke den deutschen Bischöfen für dieses Mut machende Zeichen, weil der Papst auch für Geschiedene und Wiederverheiratete Barmherzigkeit einfordert. Besser jetzt als nie, wenn auch mit fast 50-jähriger Verspätung.
Werner Müller, Saarlouis