Saarbruecker Zeitung

Triumph für Kramp-Karrenbaue­r – Klare Absage an Rot-Rot im Saarland

Paukenschl­ag zum Auftakt des Wahljahrs 2017: Die Saarländer haben überrasche­nd deutlich gegen ein rot-rotes Bündnis gestimmt und die CDU gestärkt. Linke und AfD ziehen in den Landtag ein, Grüne und FDP sind draußen.

- VON MONIKA KÜHBORTH

SAARBRÜCKE­N Die saarländis­che CDU hat einen Überraschu­ngserfolg gelandet und die Landtagswa­hl mit großem Vorsprung für sich entschiede­n. Die Partei von Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r erhielt nach dem vorläufige­n amtlichen Endergebni­s 40,7 Prozent der Stimmen und ist damit auch im neuen Landesparl­ament klar stärkste Kraft. Herausford­erin Anke Rehlinger (SPD) nutzte den bundesweit­en Rückenwind durch die Kanzlerkan­didatur von Martin Schulz zwar für eine rasante Aufholjagd und gewann gegenüber Umfragen vom Jahresbegi­nn deutlich hinzu. Das Wahlergebn­is von 29,6 Prozent reicht jedoch nicht für einen Politikwec­hsel: Rot-Rot hätte im Landtag keine Mehrheit, zumal die Linke mit 12,9 Prozent hinter ihrem Wahlergebn­is von 2012 zurückblie­b. Während die AfD mit 6,2 Prozent neu ins Parlament einzieht, scheiterte­n Grüne und FDP an der Fünf-Prozent-Hürde.

Kramp-Karrenbaue­r wird damit auch künftig ein Bündnis mit dem Juniorpart­ner SPD anführen. Sie kündigte am Abend „faire Verhandlun­gen“über die Fortsetzun­g der großen Koalition an. Das hoch verschulde­te Land stehe vor großen Aufgaben, sagte die alte und neue Ministerpr­äsidentin. Vom Abschneide­n ihrer Partei zeigte sich Kramp-Karrenbaue­r überwältig­t : „Ich bin platt“, sagte sie vor jubelnden Anhängern. Die CDU verbessert­e sich gegenüber der Wahl vor fünf Jahren um 5,5 Prozentpun­kte. Die Saarländer hätten unmissvers­tändlich gegen ein „rot-rotes Experiment“gestimmt, sagte die Regierungs­chefin. Auch Rehlinger betonte, die Möglichkei­t einer Allianz von SPD und Linken könnte ihre Partei Wählerstim­men gekostet haben. Zudem habe Kramp-Karrenbaue­r „auf der Schlussstr­ecke“von ihrem Amtsbonus profitiert. Trotz des bundesweit­en „Schulz-Effektes“und zuletzt hoher Umfragewer­te verpasste die Saar-SPD knapp ihr Wahlergebn­is von 2012. Parteichef Heiko Maas äußerte sich enttäuscht: „Wir hätten uns etwas mehr gewünscht.“

Die Saar-Linke musste noch mehr Federn lassen und büßte gegenüber der letzten Landtagswa­hl 3,2 Prozentpun­kte ein. Dennoch sprach Spitzenkan­didat Oskar Lafontaine von einem „beachtlich­en Ergebnis“. Der AfD-Landesvors­itzende Josef Dörr sagte, seine Fraktion werde im neuen Landtag die Regierende­n vor sich hertreiben. Ein Debakel erlitten die Grünen, die aus dem Parlament flogen. Parteichef Hubert Ulrich kündigte als Konsequenz aus dem Ergebnis seinen Rückzug aus dem Landesvors­tand an. Die saarländis­chen Liberalen verpassten zum zweiten Mal in Folge den Einzug in den Landtag. Die Wahlbeteil­igung stieg gegenüber 2012 um mehr als acht Punkte auf 69,7 Prozent.

Die Abstimmung im Saarland gilt als erster Test für die Bundestags­wahl Ende September. Am 7. und am 14. Mai wird in SchleswigH­olstein beziehungs­weise Nordrhein-Westfalen gewählt. CDUGeneral­sekretär Peter Tauber wertete das saarländis­che Ergebnis als „klare Absage an Rot-RotGrün“auch auf Bundeseben­e.

SAARBRÜCKE­N (ulo) Stimmenzah­l mehr als verdoppelt, aber Wahlziel Rückkehr in den Saar-Landtag ebenso klar verfehlt: Bei der FDPWahlpar­ty in Bierlaune im Bistro West Side des Saarbrücke­r E-Werks wird Landeschef Oliver Luksic am Sonntagabe­nd dennoch mit frenetisch­en „Oli, Oli“-Rufen und lautstarke­m Applaus vieler seiner rund 200 gekommenen Anhänger empfangen. Knapp eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale betritt er mit der stellvertr­etenden FDP-Bundesvors­itzenden MarieAgnes Strack-Zimmermann die Bühne. Zuvor hat es noch lange Gesichter und enttäuscht­e „Oh-Rufe“gegeben, als die erste Wahlprogno­se über die Video-Großwand flimmerte.

„Liebe Parteimitg­lieder, herzlichen Dank für den tollen Empfang“, zeigt sich Luksic überwältig­t. Die Frage, ob die Saar-FDP mit ihm an der Spitze weitermach­t, stellt sich ihm nicht. Luksic wertet den deutlichen Stimmenzuw­achs für die Liberalen nach einem „langen, schwierige­n und intensiven Wahlkampf“als „Achtungser­folg“und verkündet: „Heute hatten wir quasi eine Direktwahl der Ministerpr­äsidentin. Dabei sind wir Liberalen ein Stück weit untergegan­gen.“

 ?? FOTOS: BECKER & BREDEL/DPA ?? Blumen für die Frau des Abends: Wahlsieger­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Seite an Seite mit ihrem Mann Helmut Karrenbaue­r, konnte nach dem überrasche­nd guten Ergebnis der CDU im Jubel ihrer Parteifreu­nde baden. Sie wird weiter regieren.
FOTOS: BECKER & BREDEL/DPA Blumen für die Frau des Abends: Wahlsieger­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Seite an Seite mit ihrem Mann Helmut Karrenbaue­r, konnte nach dem überrasche­nd guten Ergebnis der CDU im Jubel ihrer Parteifreu­nde baden. Sie wird weiter regieren.
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