Saarbruecker Zeitung

Der Traum von Rot-Rot ist geplatzt

Auf der Wahlparty der Linken folgt auf die erste Hochrechnu­ng die Ernüchteru­ng.

- VON NORA ERNST

SAARBRÜCKE­N Kurz vor Schließung der Wahllokale knistert bei der Wahlparty der Linken in der Saarbrücke­r Kneipe „Jules Verne“vor Aufregung die Luft – besteht doch die realistisc­he Chance auf RotRot. Doch die erste Hochrechnu­ng bringt die Ernüchteru­ng. Als klar wird, dass die CDU überrasche­nd stark abschneide­t, entfährt einigen Linken-Mitglieder­n ein entsetztes „Nein!“. Das Ergebnis für die Linke selbst – 12,9 Prozent – wird mit verhaltene­m Jubel quittiert. Die Hoffnung auf Rot-Rot war groß. Das Saarland wäre das erste westdeutsc­he Bundesland mit einer rot-roten Regierung gewesen und hätte damit auch ein klares Signal für die Bundestags­wahl ausgesende­t.

Als SPD-Landeschef Heiko Maas auf der Leinwand auftaucht und erklärt, dass es wohl auf eine große Koalition hinauslauf­en werde, werden erboste Buh-Rufe laut. Bei seiner Analyse, dass es vielleicht an „der Person Lafontaine“gelegen haben könnte, dass es für Rot-Rot nicht gereicht hat, schlägt der Ärger in Wut um. „Ohne ihn wärst du gar nix!“, schreit ein Mann dem Bildschirm entgegen. Auch die bisherige Landtagsab­geordnete Birgit Huonker hält von solchen Schuldzuwe­isungen wenig: „Das mit Oskar Lafontaine ist Kappes.“Der Linken-Fraktionsc­hef habe einen tollen Wahlkampf gemacht und dazu beigetrage­n, die AfD „klein zu halten“. Ganz klar: Die Partei hält ihrem Polit-Star die Treue. Kein Wunder, auch wenn die Linke für saarländis­che Verhältnis­se relativ schwache knapp 13 Prozent eingefahre­n hat – um die Fünf-ProzentHür­de musste sie sich dank Lafontaine nie Sorgen machen.

Heinz Bierbaum, bislang parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Fraktion, ist mit dem Ergebnis zufrieden. Dass die Partei leichte Verluste verzeichne­t, sieht er ein Stück weit dem Schulz-Effekt geschuldet. Der könnte die Linke Stimmen gekostet haben. Dass es am Ende für Rot-Rot nicht gelangt hat, liege offenbar daran, dass die Ministerpr­äsidentin enorm von ihrer Beliebthei­t profitiert habe. „Ich kann das nicht nachvollzi­ehen, denn die Bilanz ihrer Regierungs­arbeit ist verheerend.“

Und was heißt das Ergebnis nun für die Bundespoli­tik? Glaubt man dem Linken-Bundestags­abgeordnet­en Thomas Lutze, heißt es erst einmal überhaupt nichts: „Das ist eine von drei Landtagswa­hlen in diesem Jahr, wir haben eine ganz spezielle Situation im Saarland – ich glaube nicht, dass es für die Bundespoli­tik in irgendeine­r Weise eine Relevanz hat.“

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FOTO: BECKER & BREDEL Oskar Lafontaine kam später am Abend noch zur „Wahlparty“in eine Saarbrücke­r Kneipe. Zum Feiern war ihm nicht zumute.

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