Saarbruecker Zeitung

Persönlich­er Wahlerfolg von Kramp-Karrenbaue­r

LEITARTIKE­L

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Die CDU Deutschlan­ds hat mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r einen neuen Star und die SPD mit Martin Schulz einen Hoffnungst­räger, der gerade seinen ersten harten Dämpfer erhalten hat.

Die Ministerpr­äsidentin ist die klare Siegerin der Landtagswa­hl im Saarland. Das CDU-Ergebnis ist deutlich besser als erwartet und liegt mehr als fünf Prozentpun­kte über dem von 2012. Zweifellos waren es der Amtsbonus und das Ansehen von KrampKarre­nbauer, die zu dem in der Höhe überrasche­nden Ausgang geführt haben. Selbst Schulz spricht von einem „Kramp-Karrenbaue­r-Effekt“– eine starke Form der Anerkennun­g durch den neuen SPD-Chef und Kanzlerkan­didaten. Da er selbst so intensiv Wahlkampf im Geburtslan­d seines Vaters gemacht hat, ist es auch seine Niederlage.

In der Anfangseup­horie seiner Kandidatur und bei steigenden Umfragewer­ten weckte er sehr hohe Erwartunge­n und versuchte vollmundig, einen rot-roten Regierungs­wechsel in Saarbrücke­n herbeizure­den. Genau hier lag vermutlich das Problem von Schulz und Herausford­erin Anke Rehlinger, die bis zuletzt sogar verkündet haben, sie könnten stärkste Partei werden. Rot-Rot und erst recht Rot-Rot-Grün sind im Saarland nicht beliebt. Das ist keine neue Erkenntnis. Auch Oskar Lafontaine hat ignoriert, dass die große Koalition hierzuland­e populär ist und die Sympathieu­nd Kompetenzw­erte von Kramp-Karrenbaue­r herausrage­nd sind.

Viele konnten bei dieser Landtagswa­hl vieles lernen: Ein neues Gesicht, Umfragen oder Popularitä­tswerte sind noch keine Wählerstim­men. Der SPD bleibt auch weiterhin nur die Rolle eines Juniorpart­ners der CDU. Die Wähler haben sie in die harte Realität zurückgeho­lt.

Für das Saarland ist damit vieles geklärt, für den Bund nicht. Kanzlerin Angela Merkel kann jetzt zwar erst mal durchatmen. Trotz Dämpfer gab es aber trotzdem einen „Schulz-Effekt“. Vor dem Rücktritt von Sigmar Gabriel lag die SPD an der Saar aus eigener Kraft in Umfragen nur bei 24 Prozent. Für Rückschlüs­se auf die Bundestags­wahl im September ist es zu früh. Bis dahin kann viel passieren. Im Saarland hat die Wahl viele Verlierer. Dazu gehören Hubert Ulrich und die Grünen ebenso wie Oliver Luksic und die FDP oder die Piraten.

Die drei kleinen Parteien scheiterte­n alle deutlich an der FünfProzen­t-Hürde. Sie konnten nicht genügend Wähler überzeugen, dass sie gebraucht werden. Trotz des Einzugs in den Landtag zählt auch die AfD zu den Verlierern. Sie blieb weiter hinter Ergebnisse­n in anderen Ländern zurück und dürfte so auch die Chancen der Bundespart­ei beeinträch­tigen, der es nicht gelungen war, gegen eine Landesspit­ze mit Kontakten zu Rechtsextr­emen erfolgreic­h vorzugehen.

Erfreulich ist die hohe Wahlbeteil­igung. Sie zeigt, dass viele Menschen wieder stärker politisch interessie­rt und sinkende Wahlbeteil­igungen kein Naturgeset­z sind.

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