Hälfte aller Gemeinden nutzt Facebook
Tausende Saarländer verbinden sich im Internet mit den Kommunen. Diese nutzen Facebook auf unterschiedliche Art.
MERCHWEILER Die SPD-Mehrheitsfraktion im Ortsrat Merchweiler hat im Dezember den Antrag der CDU abgelehnt, einen FacebookAccount für die Gemeinde einzurichten (die SZ berichtete). Der Hauptgrund liege darin, dass keine personellen Kapazitäten vorhanden seien, erläutert Patrick Weydmann. „Ich weiß, wie viel Arbeit das ist“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Merchweiler, der selbst bei Facebook recht aktiv ist. Zudem biete er über sein öffentliches Profil auch Informationen zur Gemeinde und eine schnelle Kontaktmöglichkeit, sodass eine Gemeinde-Seite nicht erforderlich sei.
So wie Merchweiler handhaben viele Kommunen im Saarland den Umgang mit Facebook: Nur rund die Hälfte aller Städte und Gemeinden verbreitet in dem größten sozialen Netzwerk Informationen und Nachrichten über eine offizielle Seite. Dabei sei ein solcher Auftritt für die Gemeinden „auf jeden Fall sinnvoll“, befindet Claudia Frickel, Journalistin und Social-Media-Expertin. Die Gemeinde habe die Möglichkeit, „sich darzustellen, aber auch Service und Unterhaltung zu bieten“. So könnten beispielsweise Änderungen der Öffnungszeiten schnell kommuniziert werden oder Fotos aus der Gemeinde gezeigt werden. Dabei müssten die Gemeinden nicht unbedingt nur eigene Inhalte produzieren, sondern könnten auch beispielsweise Zeitungs-Artikel teilen. Wichtig sei aber, sagt Frickel: „Wenn man es macht, sollte man es einigermaßen regelmäßig machen.“Was genau regelmäßig bedeute, hinge von der Größe der Gemeinde ab. Alle ein bis zwei Tage oder auch nur einmal pro Woche einen Beitrag auf die Seite zu stellen, reiche dann aus, aber „öfter ist besser“.
Etwa in dieser Häufigkeit gibt es Neuigkeiten und Hintergründe von der Gemeinde Wadgassen zu lesen, die mit über 3000 „Gefällt mir“-Angaben der Spitzenreiter aller saarländischen Gemeinden ist. „Wir sind noch nicht ganz so drin, dass wir kontinuierlich jeden Tag etwas haben“, erklärt Sandra Schneider, „aber wir versuchen, jede Woche einen Post zu setzen.“Sie und Patrik Feltes arbeiten bei der Stabstelle Wirtschaft und Tourismus. Zusammen mit Bürgermeister Sebastian Greiber sind sie zuständig für die Inhalte. „Facebook ist ein relativ einfacher Zugang zur Gemeindeverwaltung“, beschreibt Greiber. Die Bürger schickten Fragen oder gäben Hinweise. Er schätzt vor allem die Geschwindigkeit des Mediums: „Wenn es zum Beispiel Missverständnisse gibt, können wir schnell reagieren.“Viele Bürger seien froh, wenn sie so rasch eine Antwort bekämen.
Fast jeden Tag gibt es in der Gemeinden Illingen, dem direkten Nachbarn von Merchweiler, Nachrichten, Fotos und Veranstaltungshinweise für die fast 1300 Fans der Gemeinde-Seite. Dort erscheine „alles, was für die Leute interessant sein kann“, beschreibt Thomas Keller. Er kümmert sich neben seiner Tätigkeit im Bereich Presse und Öffentlichkeitsarbeit um die Facebook-Seite – zusammen mit Bürgermeister Armin König. Dieser findet Facebook „megawichtig“für die Gemeinde: „Es ist Kommunikationsplattform, Einladungsplattform und zusätzlicher Nachrichtenkanal.“Durch das Teilen der Beiträge würden Veranstaltungshinweise zielgruppengerecht weitergegeben. Wichtig ist ihm die Professionalität des offiziellen Gemeindeauftritts.
Das berichtet auch Keller aus der Planungsphase vor Einrichtung der Seite: „Wir haben uns vorher zusammengesetzt und gesagt: Wenn wir das machen, dann richtig!“
„Wenn man es macht, sollte man es einigermaßen regelmäßig machen.“Claudia Frickel Social-Media-Expertin
Ganz so weit ist man in der Gemeinde Nonnweiler noch nicht. „Es befindet sich alles noch im Aufbau“, beschreibt Melanie Schug den Zustand der erst etwas mehr als ein halbes Jahr alten Facebook-Seite. Bei der Gemeinde kümmert sie sich um das Kulturamt sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – und eben um die Facebook-Seite. Diese hat mit 150 Fans eine überschaubare Anzahl von Nutzern.
Inhaltliches Hauptaugenmerk liegt auf Kultur und Veranstaltungen, beschreibt Bürgermeister Franz Josef Barth. „Das ist für uns einfacher, als Flyer zu erstellen“, nennt er die Vorzüge. Außerdem würden die Nutzer die Beiträge mit ihren Bekannten teilen, sodass ein größerer Kreis an Menschen erreicht würde. Für Mitteilungen zu wichtigen Gemeindethemen nutze er Facebook bisher aber nicht – eben weil nur ein bestimmter Kreis an Menschen erreicht werde und nicht alle.