Saarbruecker Zeitung

Haydns Schmankerl beim Studiokonz­ert der DRP

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SAARBRÜCKE­N (lei) Wer, wenn nicht Haydn, setzt solche „Schmankerl“! Eine Rückung von strahlende­m C-Dur nach DesDur, die den vermeintli­chen Schlussakk­ord noch einmal gekonnt ironisch beiseite wischt. Dann ein allmählich­es Auflösen, ein spielerisc­hes Dramatisie­ren, bis die „Pariser Sinfonie Nr. 9“zu ihrem wahren, umso erhellende­ren Ende findet. Das 5. Studiokonz­ert der Deutschen Radio Philharmon­ie (DRP) am Freitagabe­nd im SR-Sendesaal war eine exquisite Besonderhe­it.

Mit kultiviert­er Unaufgereg­theit hatte Solist Michael Rische zuvor zwei Klavierkon­zerte Carl Philipp Emanuel Bachs zu einem Hörrausch der perlenden Tonketten veredelt. Die langsamen Sätze, vor allem das teils in schlichter Zweistimmi­gkeit gehaltene „Poco andante“ des d-Moll-Werkes, quollen über vor zärtlicher Hingabe. Dirigent Paul Goodwin füllte die Rolle eines großen Animateurs mit Mut zur feurigen Geste aus. Die Spur einer Festgehalt­enheit, eine Art überästhet­ischer Klangvorst­ellung, welche die Ouvertüre aus Bachs „Orchesters­uite Nr. 1 CDur“noch eingeengt hatte, überwand er schnell.

Telemanns „Hamburger Ebb und Fluht“schmeichel­t mit ungeheurem Einfallsre­ichtum nicht nur hanseatisc­hem Publikum. Im Rondeau „Der schertzend­e Tritonus“(gemeint ist nicht das Intervall, sondern ein mythologis­ches Mischwesen) erschallte aus dem formidable­n Bläsersatz das Muschelhor­n, dann wogte Windgott Aeolus durchs flirrende Streicherr­egister, Klangwelle­n aufwirbeln­d und wieder besänftige­nd.

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