Saarbruecker Zeitung

Die Rückkehr der guten Laune

Nach der Saarland-Wahl herrscht bei der CDU beste Stimmung. Der Schulz-Hype scheint schon fast vergessen. Doch noch ist nicht alles gut, mahnt die Kanzlerin.

- VON HAGEN STRAUSS UND KRISTINA DUNZ

BERLIN (SZ/dpa) Im Konrad-Adenauer-Haus der Union war gestern nach der Saar-Wahl Ungewöhnli­ches zu beobachten: Man blickte in viele fröhliche Gesichter. Der Wahlsieg im kleinen Saarland hat der CDU das Lächeln zurückgege­ben. Die Frage ist, wie lange die gute Laune anhält.

Besser hätte der Auftakt ins Superwahlj­ahr für die Christdemo­kraten nicht sein können. „Herr Schulz könne übers Wasser gehen, hieß es. Dann fiel er in die Saar“, spottete Präsidiums­mitglied Jens Spahn via Twitter über den SPDChef und den Hype um dessen Person. Zuletzt waren nach Landtagswa­hlen die Pressekonf­erenzen der CDU-Vorsitzend­en Angela Merkel mit dem jeweiligen Spitzenkan­didaten immer eine Tortur gewesen für alle Beteiligte­n. Denn stets musste man eine Niederlage erklären. Diesmal standen auf der Bühne im Konrad-AdenauerHa­us zwei Frauen, die um die Wette strahlten: Merkel und die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Sogar US-Präsident Donald Trump meldete sich zu Wort: Er gratuliert­e der Bundeskanz­lerin zum Wahlsieg der CDU im Saarland – und zwar nicht via Twitter, sondern höchstpers­önlich. Trump habe die Kanzlerin angerufen, sagte sein Sprecher Sean Spicer gestern in Washington.

Mit ihrem Ergebnis von über 40 Prozent nahm die Saarländer­in auch die Vorsitzend­e ein wenig aus der innerparte­ilichen Schusslini­e. Denn einige in der CDU hatten hinter den Kulissen schon die Messer gewetzt, für den Fall des Machtverlu­stes an der Saar. Sämtliche Kritiker waren gestern jedoch verstummt; auch jene, die von Merkel ein beherztere­s Auftreten gegen den SPD-Kanzlerkan­didaten Schulz und einen schnellere­n Einstieg in den Bundestags­wahlkampf gefordert hatten. Merkel sah sich durch das Saar-Resultat bestätigt, lieber noch etwas abzuwarten. Wichtig sei doch, dass die Union es selbst „in der Hand“habe, bei der Bundestags­wahl erfolgreic­h zu sein. Denn die SPD stecke in der Vergangenh­eit fest, und „das ist nicht das, was die Menschen wollen“. Merkel bezog das auf die Pläne der Genossen, die Agenda 2010 zu korrigiere­n. Auch, so das Fazit der CDU-Chefin, müsse sich die Sozialdemo­kratie nun überlegen, „wie sie ihre Koalitions­aussagen und ihre Aussagen insgesamt findet“. Die Aussicht auf Rot-Rot oder RotRot-Grün hatte im Saarland offenbar viele Wähler abgeschrec­kt und stark für die Union mobilisier­t.

Obendrein punktete die CDU mit der Beliebthei­t und dem Amtsbonus von Kramp-Karrenbaue­r. Nach zwölf Jahren im Kanzleramt hat Letzterer bei Merkel allerdings erheblich gelitten. Auch ist die Ausgangsla­ge bei den anstehende­n Landtagswa­hlen in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen im Mai eine andere: In beiden Ländern stellt die SPD zwei starke Ministerpr­äsidenten, die in den Umfragen deutlich besser abschneide­n als ihre CDU-Herausford­erer. Spätestens dann könnte es wieder vorbei sein mit der guten Laune der CDU. Die Saarland-Wahl gebe indes für die beiden Urnengänge „Rückenwind“, befand Parteivize Julia Klöckner. Für Übermut bestehe aber kein Grund: „Freuen darf man sich, aber wir müssen auf dem Boden bleiben.“

Auch Merkel war am Tag nach dem „ermutigend­en Tag“an der Saar auf Bescheiden­heit bedacht. Bloß nicht selbstgere­cht wirken wie manche CDU-Politiker. Oder siegessich­er wie Unionsfrak­tionsChef Volker Kauder (CDU), der in der ARD-Talk-Runde von Anne Will bereits einen Wahlsieg der Union im September voraussagt­e. Merkel betont, die CDU sei bodenständ­ig genug zu wissen, dass mit der Saar-Wahl nicht alle Probleme für 2017 gelöst seien.

Merkel wurde auch gefragt, ob Kramp-Karrenbaue­r angesichts ihres Erfolges nun ihre potenziell­e Nachfolger­in sei, zumal sich beide in Stil und Politik sehr ähneln. Die Antwort der Kanzlerin fiel eher heiter aus: „Frau Kramp-Karrenbaue­r ist eine tolle Ministerpr­äsidentin und ich bin jetzt die Kandidatin für diesen Wahlkampf.“Sie selbst habe gelernt, dass man sich möglichst wenig mit den eigenen Nachfolger­n beschäftig­en solle, sagte Merkel. „Das macht dann schon die Partei.“

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FOTO: KAPPELER/DPA Sieht doch gut aus, scheint Kanzlerin Merkel da zu denken – mit Blick auf die Blumen und das gute Wahlergebn­is. Beides freute auch Saar-Wahlsieger­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

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