Saarbruecker Zeitung

Der erste Auftritt der AfD

Parteichef Josef Dörr wird Fraktionsv­orsitzende­r im Saar-Landtag – und dessen Alterspräs­ident.

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SAARBRÜCKE­N (ce) Zwei sitzen und schweigen, einer spricht. Ist das die zukünftige Rollenvert­eilung bei der AfD-Fraktion? Josef Dörr (78) ist offensicht­lich Kopf und Redner, seine Stimme leise, die Tonart ganz und gar nicht zackig. Am Ende dieses ersten Auftritts einer neuen Opposition­spartei vor der Landespres­sekonferen­z wird sich Dörr sogar „ganz herzlich“bei den Journalist­en bedanken. Seit gestern ist er auch Vorsitzend­er der dreiköpfig­en Fraktion, und er wird am 25. April wohl auch Alterspräs­ident des Parlamente­s sein. Für nicht wenige ist das, ein Alterspräs­ident der AfD, schwer erträglich. Bundestags­präsident Norbert Lammert regte deshalb jüngst an, die Kriterien dafür anders auszulegen. „Jämmerlich“nannte das Dörr gestern, „kleingeist­ig“sein AfD-Spitzenkan­didat und Fraktions-Vize Rudolf Müller. Von Lutz Hecker, der als Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer fungieren soll, hörte man lediglich Unverbindl­iches zum guten Abschneide­n der AfD im SaarpfalzK­reis. Fast schüchtern wirkte er.

Mit welchem Thema die AfD ihre Opposition­sarbeit aufnehmen wird, war gestern nicht zu erfahren. „Wir wollen eine nachhaltig­e Politik organisier­en, nicht blind reinspring­en“, sagte Dörr. Wenig glänzende 6,2 Prozent hat der Landesverb­and, mit dem der Bundesvors­tand wegen Vorwürfen um rechte Kontakte fremdelt, am Sonntag geholt. Dörr erklärt das im Bundesverg­leich unterdurch­schnittlic­he Ergebnis mit der besonderen Konkurrenz­situation zur Linken: „Wir haben hier Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknech­t, das haben andere nicht.“Auch sei zwischen Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) und Anke Rehlinger (SPD) „künstlich polarisier­t“worden. Wie steht es um eigene Fehlleistu­ngen? Was ist mit den Parteiaust­ritten, den Vorwürfen, Dörr protegiere Familienmi­tglieder? „Viele wären froh, wenn unsere Partei im Saarland zerstritte­n wäre“, antwortete Dörr. Er hält die Reihen für „geschlosse­n“.

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