Saarbruecker Zeitung

CDU verspricht SPD Koalition der Fairness

ANALYSE Die große Koalition im Saarland wird fortgesetz­t. In einzelnen Sachfragen gibt es zwar Differenze­n, aber scheitern wird das Bündnis daran auf keinen Fall.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Als Annegret Kramp-Karrenbaue­r nach der Landtagswa­hl vor fünf Jahren eine Koalition mit der SPD aushandelt­e, sprach die CDU-Politikeri­n ständig von einem Bündnis „auf Augenhöhe“. Damals lag die CDU knapp fünf Prozentpun­kte vor der SPD. Man kann also jetzt, bei mehr als zehn Punkten Abstand, mit Recht die Frage aufwerfen, ob es immer noch eine Koalition auf Augenhöhe sein kann. Spitzenpol­itiker der Saar-CDU vermeiden jedenfalls bislang diesen Begriff und verspreche­n dem alten und neuen Koalitions­partner SPD stattdesse­n „Fairness“.

Man müsste ohnehin fragen, was genau unter Augenhöhe zu verstehen ist. Bislang stellen die CDU und die SPD jeweils drei Minister, bei der CDU kommt die Regierungs­chefin hinzu. Daran dürfte sich wahrschein­lich nichts ändern. Es ist nicht zu erwarten, dass die CDU etwa das Bildungsmi­nisterium beanspruch­en wird, für das sie im Wahlkampf mit der Bundestags­abgeordnet­en Nadine Schön eine eigene Kandidatin aufbot. Zwar sagte CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans gestern, das gute Wahlergebn­is der CDU müsse Auswirkung­en auf die Gespräche mit der SPD haben. Umgehend erläuterte er jedoch, dass es der CDU in erster Linie darum gehe, inhaltlich­e Punkte durchzuset­zen (und keine Ämter-Ansprüche). Dabei geht es der CDU zum Beispiel um mehr Video-Überwachun­g, den Erhalt der Förderschu­len und Wahlfreihe­it zwischen gebundener und freiwillig­er Ganztagssc­hule. Die CDU ist bemüht, alles zu vermeiden, was die geschwächt­e SPD irgendwie reizen könnte. „Wir sind immer gut miteinande­r umgegangen in der Koalition, das werden wir auch fortsetzen“, versprach Hans.

Diskussion­en dürfte es vor allem in der Bildungspo­litik geben, zum Beispiel über den LeistungsE­rlass und die Umsetzung der Inklusion. Spannend wird auch, ob es künftig, wie von der SPD gewollt, einzelne G9-Gymnasien im Saarland geben wird. Die SPD wird in den Koalitions­verhandlun­gen besonders auf gebührenfr­eie Kitas pochen. Dies sei für ihre Partei „so zentral, dass wir es sicherlich in die Koalitions­verhandlun­gen mit einbringen werden“, sagte die unterlegen­e SPD-Spitzenkan­didatin Anke Rehlinger. Da auch die CDU im Grundsatz für eine Entlastung der Eltern ist, dürfte es hier kaum Reibungspu­nkte geben. „Wie weit man in den Koalitions­verhandlun­gen kommt, ob es einen Einstieg gibt, ob es ein klares Szenario bis zu einer Beitragsfr­eiheit gibt, das bleibt abzuwarten“, sagte Pauluhn.

Bei der inneren Sicherheit werden sich CDU und SPD darüber einigen müssen, ob der polizeilic­he Ordnungsdi­enst, also die Hilfspoliz­ei, zur Entlastung der Landespoli­zei ausgebaut wird und mehr Befugnisse erhält. Die CDU befürworte­t dies, die SPD ist dagegen. Es wird auch um die Frage gehen, ob die Zuständigk­eiten für alle Bau-Themen künftig im Innenminis­terium unter Klaus Bouillon (CDU) gebündelt werden. Die SPD findet das „nicht optimal“, wie Pauluhn formuliert­e: „Das werden wir auch so vertreten in den Koalitions­verhandlun­gen. Man muss abwarten, was dabei herauskomm­t.“Die CDU hat zudem kurz vor der Wahl noch Gesprächsb­edarf beim Ausbau der Windkraft angemeldet, den sie vor allem im Wald drosseln möchte.

Trotz all dieser Differenze­n sind weit und breit keine Punkte zu erkennen, an denen die Koalitions­verhandlun­gen scheitern könnten. Das können sich CDU und SPD auch gar nicht erlauben, denn die Konsequenz daraus wären Neuwahlen. „So weit geht meine Fantasie nicht“, sagte Pauluhn. „Ich setze auf Vernunft auf allen Seiten.“

Die CDU vermeidet

alles, was die geschwächt­e SPD provoziere­n könnte.

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