Saarbruecker Zeitung

„Mister Arbeitsmar­kt“übernimmt

Der frühere Hamburger Sozialsena­tor Detlef Scheele rückt heute an die Spitze der Bundesagen­tur für Arbeit.

- VON SEBASTIAN BRONST

HAMBURG (afp) Detlef Scheele ist so etwas wie der „Mister Arbeitsmar­kt“: Der 60-jährige gebürtige Hamburger hat nahezu sein gesamtes Berufslebe­n diesem Politikfel­d gewidmet und gilt darin als ausgewiese­ner Fachmann. Seit Herbst 2015 ist der ehemalige Staatssekr­etär im Bundesarbe­itsministe­rium und Hamburger Sozialsena­tor als Vorstand für den Bereich Arbeitsmar­kt bei der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) zuständig. Nun löst er Frank-Jürgen Weise an der Spitze der Behörde ab. Heute wird Scheele in sein neues Amt eingeführt.

Der 1956 geborene Scheele ist seit 1980 SPD-Mitglied und langjährig­er enger politische­r Vertrauter von Hamburger Bürgermeis­ter und SPD-Chef Olaf Scholz. Dieser bezeichnet­e ihn schon wiederholt als „den Besten“für Führungsäm­ter in Arbeitsmar­kt- und Sozialbehö­rden. Scholz war es auch, der Scheele 2008 als Staatssekr­etär ins Bundesarbe­itsministe­rium holte, als er dessen Leitung in der damaligen großen Koalition übernahm. Nach dem Ausscheide­n der SPD aus der Regierung bei der Bundestags­wahl 2009 blieb Scheele noch kurze Zeit im Amt und kehrte dann nach Hamburg zurück. Als die SPD dort 2011 an die Macht kam, machte Scholz Scheele zu seinem Arbeits- und Sozialsena­tor.

Scheele galt bis zu seinem freiwillig­en Wechsel zur Bundesagen­tur im Herbst 2015 als eine unangefoch­tene Säule im Senat. Als Senator war Scheele in Hamburg auch für zahlreiche konflikttr­ächtige Themen zuständig – darunter die Kita-Betreuung sowie den Umgang mit straffälli­gen Jugendlich­en. Später kam die Großaufgab­e der Integratio­n und Unterbring­ung zahlreiche­r Flüchtling­e dazu.

Im Bereich Arbeitsmar­ktpolitik schuf Scheele sogenannte JugendBeru­fsagenture­n, die Hamburg 2012 als erstes Bundesland einführte. Dabei handelt es sich um eine damals neue Schnittste­lle, in denen die verschiede­ne Behörden, Ämter und Hilfseinri­chtungen zusammenar­beiten, um Jugendlich­en beim Übergang von Schule in Beruf oder Studium zu helfen. Diese Phase sei zentral, sagte Scheele. Misslinge sie, drohe Langzeitar­beitslosig­keit. Wenn aus seiner Sicht nötig, wird der verheirate­te Vater von drei Töchtern in der Öffentlich­keit schon mal deutlich. So warnte er bereits 2014 angesichts steigender Flüchtling­szahlen vor dramatisch­en Problemen bei der Unterbring­ung. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, fest angelehnt“, sagte er damals.

Scheele galt lange Zeit als Parteilink­er, machte sich später aber unter anderem dadurch einen Namen, dass er nicht unumstritt­ene Methoden umsetzte. So führte er als Geschäftsf­ührer der Beschäftig­ungsgesell­schaft HAB in Hamburg im Auftrag des damaligen CDU-Sozialsena­tors die „aufsuchend­e Beratung“von Langzeitar­beitslosen ein, was als Druckmitte­l für vermittlun­gsunwillig­e Kandidaten galt. Von linker Seite wurde er in Hamburg bis zuletzt wegen seiner Amtsführun­g kritisiert. Die Zeitung „taz“nannte ihn einen „Technokrat­en“.

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FOTO: SCHUTT/DPA Detlef Scheele war im Hamburger Senat der Mann für konflikttr­ächtige Aufgaben. Konfliktfr­ei dürfte es für ihn als Chef der Bundesagen­tur für Arbeit auch nicht werden.

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