Saarbruecker Zeitung

Weise hinterläss­t seinem Nachfolger große Fußstapfen

KOMMENTAR

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Eher als Notlösung hatte Frank-Jürgen Weise, damals noch Finanzvors­tand, 2004 die Nachfolge von Florian Gerster an der Spitze der Bundesange­ntur für Arbeit angetreten. Doch die Notlösung hat sich mehr als bewährt. Weise hat die Bundesagen­tur nicht nur durch den Arbeitsmar­ktschock der Wirtschaft­skrise von 2008 und 2009 gesteuert, 2015 übernahm er auch noch die Leitung des durch die Flüchtling­skrise vollkommen überforder­ten Bundesamts für Migration und Flüchtling­e. Es sind sehr große Fußstapfen, die er seinem Nachfolger Detlef Scheele überlässt. Und obwohl der Arbeitsmar­kt aktuell in bester Verfassung ist, sind längst nicht alle Probleme gelöst. Für das langfristi­g Drängendst­e, den Rückgang an Arbeitskrä­ften durch den demografis­chen Wandel, ist bis heute keine Lösung auf dem Tisch. Mehr Frauen, weniger Teilzeit, bedarfsger­echtere Ausbildung – viele Ideen sind da, um den unausweich­lichen Fachkräfte­mangel zumindest abzumilder­n. Scheeles Aufgabe ist es nun, die Ideen zeitnah mit Leben zu füllen.

Digitalisi­erung der Wirtschaft: Die Digitalisi­erung wird zu gewaltigen Umschichtu­ngen auf dem Arbeitsmar­kt führen, erwarten Arbeitsmar­ktforscher: Nach Hochrechnu­ngen des Instituts für Arbeitsmar­ktund Berufsfors­chung (IAB) werden bis 2025 im Zuge von Wirtschaft 4.0 rund 1,5 Millionen Jobs wegfallen, zugleich aber 1,5 Millionen neue Jobs entstehen – nur mit anderen Anforderun­gen. Hundertaus­ende werden umschulen müssen.

Handwerker- und Facharbeit­ermangel: Schon jetzt finden viele Handwerksb­etriebe kaum noch Berufsnach­wuchs. Die Gründe: Die jetzigen Schulabgän­ger gehören den geburtensc­hwachen Jahrgängen an. Und von denen entscheide­n sich mehr als früher für ein Studium. Experten sehen die BA gefordert, junge Menschen für eine Ausbildung fit machen, die früher bei den Betrieben durchs Raster gefallen sind.

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