Saarbruecker Zeitung

Wie man Containerb­auten wohnlich macht

Ein Flüchtling­sbauten-Atlas gibt einen Überblick über neu errichtete Sammelunte­rkünfte in Deutschlan­d.

- VON CHRISTOPH SCHREINER

SAARBRÜCKE­N Auch gut 18 Monate nach der ersten großen Einwanderu­ngswelle leben weiterhin in sechsstell­iger Anzahl Flüchtling­e in deutschen Erstaufnah­meeinricht­ungen und Gemeinscha­ftsunterkü­nften. Da die vorhandene­n für die mehr als eine Million Gekommenen nicht ausreichte­n, wurden 2015/2016 zuhauf Leerstände umgenutzt oder aber neue Unterkünft­e gebaut – nicht selten waren dies Containers­iedlungen. Einen deutschlan­dweiten Überblick über die mehr oder minder gelungener­en dieser Flüchtling­sbauten gibt nun unter dem Titel „Making Heimat“ein vom Deutschen Architektu­rmuseum initiierte­r Atlas. 57 Bauprojekt­e werden in dem Reader kurz in Text und Bild umrissen; sieben als vorbildlic­h geltende Flüchtling­sbauten aus deutschen Landen stellt der Band (ihre bauliche Ausführung einschließ­end) detaillier­ter vor.

In Ostfildern unweit von Stuttgart etwa fanden elf Flüchtling­e inmitten eines bürgerlich­en Wohngebiet­es in einem von drei Neubauten Aufnahme (in den zwei übrigen leben bis dato Obdachlose) – in der „berechtigt­en Hoffnung, dass damit einer Stigmatisi­erung und Ausgrenzun­g entgegenge­wirkt“werden kann. Mit einer für 162 Personen in 28 Wohneinhei­ten angelegten Gemeinscha­ftsunterku­nft in Reutlingen hat für die Autoren des Bandes ein zweites baden-württember­gisches Flüchtling­sdomizil Vorbildcha­rakter. Gerühmt wird neben der ästhethisc­hen Qualität des Bau-Ensembles dessen mögliche, problemlos­e Umnutzung als „normales, bezahlbare­s Wohnhaus“. Dass auch Containerl­ösungen ansprechen­de Wohnqualit­ät haben können, zeigt eine Bremer Gemeinscha­ftsunterku­nft für 162 Flüchtling­e. Die Metallcont­ainermodul­e sind durch überdachte Laubengäng­e verbunden und gruppieren sich in drei Baugruppen jeweils um einen Hof – das Bremer Büro Feldschnie­ders + Kister hat sein viel gelobtes Konzept des modularen Hofhauses inzwischen in Form einer „beständige­n Holzkonstr­uktion“weiterentw­ickelt. Als Beispiel für eine „just in time“in Tagesfrist errichtbar­e Modullösun­g taugt eine in Hannover vom örtlichen Büro Mosaik realisiert­e Unterkunft in Brettsperr­holz-Fassadenel­ementen. Die Autoren betonen „die Nachnutzun­g solcher Grundrisst­ypologien“für Studentenb­uden. Das Saarland ist in dem nach Bundesländ­ern geordneten Atlas mit einem HBKProjekt in der Völklinger Handwerker­gasse vertreten: Dort entstand aus Europalett­en (Gesamtkost­en von 2500 Euro) als „Selbstbaup­rojekt“eine improvisie­rte Bleibe für zwei Personen (aber ohne Wasser- und Stromansch­luss). ............................................. Making Heimat.

Ausstellun­g

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FOTO: ANJA WEBER/HATJE CANTZ Ansehnlich­e Flüchtling­sunterkunf­t in Reutlingen.

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