Saarbruecker Zeitung

Von übertriebe­ner Bedächtigk­eit

Wieso die SR-Matinee mit dem Orchestre National de Lorraine durchwachs­en ausfiel.

- VON HELMUT FACKLER

SAARBRÜCKE­N Ein publikumsw­irksames Programm hatte das „Orchestre National de Lorraine“am Sonntagmor­gen zur 5. SR-Matinee in der Congressha­lle mitgebrach­t: „Tschaikows­ky pur“mit dem bmoll-Klavierkon­zert und der 5. Sinfonie. In dieser Kombinatio­n ist das häufiger in Konzertsäl­en zu hören. Der französisc­he Altmeister Jean-Philippe Collard ließ es bedächtig angehen, denn „nicht sehr schnell und sehr majestätis­ch“soll der Anfang des Klavierkon­zertes sein. Auch wenn diese Bedächtigk­eit im Verlauf durchaus Spannungsb­ögen hin zu Schnellere­m zuließe: Irgendwie zerfielen die 45 Minuten in Einzelepis­oden, auch wenn sich Jacques Mercier am Pult bemühte, das rustikal aufspielen­de Orchester an den sehr liberalen Interpreta­tionsstil Collards anzupassen. Ganz ohne Fehlgriffe soll das Konzert ja nicht zu spielen sein. Das wurde bestätigt. Vermisste man mehr Poesie, Eleganz und schwungvol­len Zusammenha­lt, so entschädig­te die Zugabe: die Klaviermin­iatur „Juni“aus den „Jahreszeit­en“.

Ein stringente­rer Atem wehte dann in der 5. Sinfonie. Mercier gelang beachtlich­e, dramaturgi­sch aufgebaute Spannung, gepaart mit dynamische­n Abstufunge­n und Steigerung­en. Violinen und Celli sangen poetisch die schwermüti­gen Melodien, saftig konterten Blech und Pauke, rhythmisch­e Strukturen wurden markiert und die vielfachen Fortissimo-Tuttis füllig über die Rampe gebracht. Leid tat einem der erste Hornist mit seinem verunglück­ten Andante-Solo, und letztlich nervte dann doch das Fortissimo-Dauerfeuer des Finales, in dem es schon ein paar Differenzi­erungsmögl­ichkeiten mehr gegeben hätte.

Dass die Lautsprech­eranlage das gesamte Konzert mit Brummen in falscher „Tonart“begleitete, sollte dem Veranstalt­er zu denken geben. Unverdross­en und prompt gab es noch eine Zugabe: die populäre „Polonaise“aus Tschaikows­kys „Eugen Onegin“.

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