Saarbruecker Zeitung

Überlegt, wieso ihr lacht: Johann König

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SAARBRÜCKE­N (sedi) Wer in der Lage ist, sich einen glatt rasierten, kurzhaarig­en Helge Schneider vorzustell­en, der auf der Bühne weniger skurril ist und sich sein Wirken als Musiker größtentei­ls verkneift, der landet in etwa bei Johann König. Der Wahl-Kölner pflegt wie Schneider den Humor jenseits des Mainstream­s eines Mario Barth oder Bülent Ceylan. Das machte sich am Samstag in der Congressha­lle auch im ruppigen Umgang mit den etwa 800 Zuschauern bemerkbar: Zunächst nannte er das Publikum noch „einwandfre­i“, ganz im Gegensatz zu seinem Gastspiel vortags in Mainz („So ein Pack, nur Idioten!“). Im Laufe des Abend glichen sich Mainz und Saarbrücke­n in Königs Bewertung an. Auch die Halle bekam ihr Fett ab als „holzvertäf­elte, puffrot gepolstert­e Klappstuhl-Arena“.

Dann wandte sich der dreifache Familienva­ter dem Leben im trauten Heim zu: Wie schön es doch morgens sei, wenn man die Kinder abgeliefer­t hat und weiß, dass man sie erst um 15 Uhr wieder sieht. Oder wie seltsam es in den Tourneepau­sen doch sei, zuhause ständig der eigenen Frau zu begegnen – ob und wie man sie begrüßen solle, war da die Frage. Die Methodik seiner Gattin beim Einräumen der Spülmaschi­ne habe König mit „Das geht doch auch besser!“kommentier­t. Wenn man das Geschirr geschickt einsortier­e, passe mehr rein – was man da sparen könnte! „Könnte, könnte – Fahrradket­te“, habe die Frau erwidert, ein Gag, der sich ebenso durchs Programm zog wie das Schauen auf die Uhr, mit dem König überprüfte, wie lange er noch machen musste. Konsequent sprach er vom „Bundeskanz­ler Merkel“und merkte etwa an, wie der früher ausgesehen habe – das sorgte bei vielen für Lachkrämpf­e. Welche Witze ankamen, welche nicht, wurde vom Komiker notiert. Letztlich meinte er: „Ihr müsst selber wissen worüber ihr lacht, es ist euer Leben!“. Es war jedenfalls nicht wenig.

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