Saarbruecker Zeitung

Fast alle wollen mehr Geld für die Stadt

Die SZ fragte Saarbrücke­ns Landtagsab­geordnete, wofür sie sich in den kommenden fünf Jahren einsetzen werden.

- VON JÖRG LASKOWSKI

SAARBRÜCKE­N Die Spannung vom Wahlsonnta­g steckt ihnen noch in den Knochen – den künftigen Landtagsab­geordneten aus Saarbrücke­n. Und bei denen, die erstmals in den Landtag einziehen, sind die Freude – oder das Erstaunen – darüber noch nicht ganz verflogen. Da müsste eigentlich auch der Wille, sich in der kommenden Legislatur zu engagieren, noch ungebroche­n sein – dachte sich die SZ und fragte die frisch gebackenen oder altgedient­en und wiedergewä­hlten Parlamenta­rier: Was haben Sie sich für die kommenden fünf Jahre vorgenomme­n?

Isolde Ries (SPD): „Saarbrücke­n liegt mir besonders am Herzen. Die finanziell­e Situation der Stadt muss verbessert werden. Wenn zur Entlastung der Kommunen Geld aus Berlin kommt, dann muss das künftig ungeschmäl­ert weitergere­icht werden. Die Kommunen beißen bei der Verteilung des Geldes regelmäßig die Hunde. Aber bürgergere­chte Kommunen brauchen Geld. In den Kommunen kommt der Staat den Bürgern am nächsten. Jede schlecht ausgestatt­ete Schule, jedes Schlagloch verschlech­tert die Beziehung zwischen Bürgern und Staat. Und Saarbrücke­n konkurrier­t mit Metz und Luxemburg. Also muss die Stadt entspreche­nd ausgestatt­et werden. Das ist das Wichtigste. Außerdem kümmere ich mich um den Ausbau der Moselschle­usen. Die sind überlebens­wichtig für die saarländis­che Stahlindus­trie, die müssen früher fertig sein als geplant, also vor 2032.“

Peter Strobel (CDU): „Ich gehe davon aus, dass ich wirtschaft­spolitisch­er Sprecher und stellvertr­etender Vorsitzend­er unserer Landtagsfr­aktion bleibe. Damit sind die Schwerpunk­te meiner Arbeit schon klar umrissen. Ich werde mich weiter darum bemühen, die Zusammenar­beit zwischen Stadt und Land zu intensivie­ren. Da gibt es noch viel zu tun. Und ich werde in meinem Engagement nicht nachlassen. In der Stadt hat sich ja unser Stimmenant­eil um rund 25 Prozent erhöht. Das betrachte ich als Bestätigun­g unserer Arbeit und als Auftrag, in diesem Sinne weiterzuma­chen.“

Jürgen Renner (SPD): „Ich würde mich gern um Bildung und Kultur kümmern. Aber selbstvers­tändlich möchte ich mich auch dafür einsetzen, dass Saarbrücke­n nicht zu kurz kommt, und zwar nicht nur bei Bildung und Kultur, sondern vor allem beim Geld. Da braucht Saarbrücke­n ja dringend Unterstütz­ung. Die Stadt ist in einer ernsten Situation und braucht starke Stimmen, die sich für sie in Landtag und Landesregi­erung einsetzen. Ich komme zum ersten Mal in den Landtag, und ich denke, das wird eine spannende neue Lebensphas­e für mich.“

Sascha Zehner (CDU): „Zwei meiner Arbeitssch­werpunkte sind Inneres und Sicherheit. Beides wird ja zurzeit in Saarbrücke­n viel diskutiert. Wir sind auf dem richtigen Weg mit der Sicherheit­spartnersc­haft. Die sollte vertieft werden. Die Menschen in Saarbrücke­n sollen die Gewissheit haben, dass Sicherheit und Polizeiprä­senz zusammenge­hören. Was die VideoÜberw­achung angeht, müssen wir die Ergebnisse des Modellvers­uchs abwarten. Ein anderes zentrales Thema ist für mich die Kulturpoli­tik. Saarbrücke­n muss Kulturstan­dort Nummer eins in der Großregion bleiben. Das ist wichtig für die Zukunft des ganzen Landes. Ich komme ja nun zum ersten Mal in den Landtag und möchte dann Abgeordnet­er für alle Saarbrücke­r sein. Die Verzahnung von Stadt- und Landespoli­tik ist wichtig, und da möchte ich vermitteln.“

Ulrich Commerçon (SPD): „Ich will weiterhin für gerechte Bildungsch­ancen sorgen und dafür, dass die kulturelle Vielfalt aufblüht. Ich gehe davon aus, dass ich mein Amt als Kultusmini­ster auch in den kommenden fünf Jahren ausüben werde. Denn die Wähler sagen ja: Die SPD löst die Probleme im Bildungsbe­reich am besten. Das hat jedenfalls die Forschungs­gruppe Wahlen festgestel­lt. Und im Saarland haben sich die Wähler ja offenkundi­g Kontinuitä­t gewünscht. An den Schulen müssen wir auch dafür sorgen, dass die jungen Menschen, die zu uns geflüchtet sind, dauerhaft integriert werden, und das geht nur durch Bildung, Bildung, Bildung. Außerdem will ich im Koalitions­vertrag dafür sorgen, dass der Einstieg in die beitragsfr­eie Kita kommt.“

Dennis Lander (Linke): „Ich werde mich auf die Themen konzentrie­ren,

auf die wir auch schon im Jugendwahl­kampf gesetzt haben: Bildung, öffentlich­er Personenna­hverkehr, Anti-Rassismus und Drogenpoli­tik. Die Ressortauf­teilung in der Fraktion ist zwar noch nicht entschiede­n. Aber ich war vier Jahre Hilfswisse­nschaftlic­her Mitarbeite­r in der Rechtsmedi­zin auf dem Winterberg. Von daher weiß ich, wo es in unserer Drogenpoli­tik hakt. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben, ich bin 23 und damit der Jüngste in der Fraktion. Hätte mir jemand vor einem Dreivierte­ljahr gesagt, dass ich jetzt in den Landtag einziehe – ich hätte ihn für verrückt erklärt.“

Rudolf Müller (AfD): „Wir werden

natürlich klassische Opposition­spolitik machen. Wo wir Mängel in der Regierungs­politik entdecken, werden wir in die richtige Richtung drängen. Die Schulpolit­ik liegt uns am Herzen. Wie wollen eine Nivellieru­ng nach unten verhindern. Die innere Sicherheit ist uns wichtig. Auf keinen Fall darf bei Polizei und Justiz weiter Personal abgebaut werden. Die klassische­n Funktionen eines Staates müssen aufrechter­halten werden – dazu gehört vor allem innere Sicherheit durch Polizei und Justiz. Und wir wollen darauf pochen, dass aus Berlin mehr Geld ins Saarland fließt anstatt an internatio­nale Spekulante­n.“

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