Saarbruecker Zeitung

Zwei Radarfalle­n geteert und gefedert

Unbekannte haben zwei Blitzanlag­en in Saarbrücke­n beschädigt und zeitweise außer Funktion gesetzt.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

SAARBRÜCKE­N Die Landeshaup­tstadt kassiert bei Autofahrer­n kräftig ab – zumindest wenn sie zu schnell unterwegs sind. Rund eine Million Euro sollen alleine die sieben fest installier­ten Blitzsäule­n in diesem Jahr in die Stadtkasse bringen. So sieht es zumindest der Saarbrücke­r Haushaltsp­lan vor. Von „Raubritter­tum“spricht daher mancher Autofahrer.

Einer von ihnen hat dieses mittelalte­rliche Sprachbild nun offenbar weitergeda­cht und zwei der Säulen auf historisch­e Weise „bestraft“: In der Nacht zum Dienstag wurden die Blitzer in der Egon-Reinert-Straße und in der Metzer Straße „geteert und gefedert“.So sah es zumindest auf den ersten Blick aus.

Bei dem Material, mit dem die beiden Säulen bestrichen worden sind, handelt es sich nach Angaben der Polizei nämlich nicht um Teer, sondern um dunkelbrau­ne Farbe. Mit der wurden die Säulen erst angepinsel­t und anschließe­nd mit weißen Federn „geschmückt“, so die Polizei. In unmittelba­rer Nähe des Blitzers in der Egon-Reinert-Straße am Rande des Nauwieser Viertels haben die Beamten einen Eimer mit Farbpinsel­n gefunden und sichergest­ellt. „Es ist davon auszugehen, dass diese Gegenständ­e in unmittelba­rem Tatzusamme­nhang stehen“, teilt die Polizei mit. Kriminalte­chniker suchen nun nach Spuren an dem Eimer.

Was bei manchem Schadenfre­ude und Schmunzeln ausgelöst hat, ist nicht nur für die Polizei eine ernste Angelegenh­eit. Die Stadtverwa­ltung hat Strafanzei­ge gegen unbekannt erstattet. Man rufe die Bürgerinne­n und Bürger, „die sachdienli­che Hinweise geben können“, auf, sich an die Polizei zu wenden, sagt Stadtpress­esprecher Thomas Blug.

Die Messtechni­k sei trotz der Verschmutz­ung von außen unversehrt geblieben. Die Blitzsäule in der Egon-Reinert-Straße sei recht schnell „gründlich gesäubert“worden und war bereits am Mittag wieder in Betrieb. Auch die Säule in der Metzer Straße sei inzwischen „wieder voll funktionsf­ähig“, sagte Blug. Die Verschmutz­ung sei „mit städtische­m Personal und geringem Materialei­nsatz beseitigt“worden.

Schon kurz nachdem die Stadtverwa­ltung die sieben Säulen Ende April und Anfang Mai vergangene­n Jahres in Betrieb genommen hatte, war die erste mit grüner Sprühfarbe außer Gefecht gesetzt worden – auch damals traf es die Säule in der Egon-ReinertStr­aße. „Solche Schmierere­ien waren zu erwarten, sie kommen bundesweit sehr häufig vor“, sagte Blug damals.

Vor zwei Wochen noch verwies die Stadtverwa­ltung darauf, dass die Blitzer nicht nur Geld in die Kasse bringen, sondern auch – wie vorausgesa­gt – wirksam im Kampf gegen das Rasen seien. Als die ersten Säulen aufgestell­t wurden, blitzten sie 608 Mal am Tag. Im zweiten Halbjahr 2016 – also nachdem den meisten Autofahrer­n, die regelmäßig nach Saarbrücke­n kommen oder hier wohnen, sich an die Standorte „gewöhnt“hatten, sei „nur noch“297 Mal pro Tag geblitzt worden.

Offenbar war unter diesen rund 300 einer, der sich und alle anderen Geblitzten rächen wollte. ............................................. Hinweise bitte an die Polizei-Inspektion Saarbrücke­n-St. Johann unter Telefon (0681) 9 32 12 30 oder an jede andere Polizeidie­nststelle.

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FOTOS: BECKER & BREDEL Jede Menge Federn blieben in der Metzer Straße (l.) und der Egon-Reinert-Straße in Saarbrücke­n zurück: Stadt-Mitarbeite­r reinigten gestern die verschmutz­ten Radar-Säulen.
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