Saarbruecker Zeitung

Schlechte Karten für Landtagsop­position

Eine große Koalition hat noch mehr Sitze im Landtag, aber eine Zusammenar­beit von Linken und AfD ist unmöglich.

- VON JOHANNES SCHLEUNING Linken-Landtagsab­geordneter

SAARBRÜCKE­N Vor vier Jahren sah der Linken-Abgeordnet­e Heinz Bierbaum die Arbeit der Landtags-Opposition in einer „schwierige­n Lage“. Ein Jahr nach dem Einzug der Piratenpar­tei in den Landtag beklagte der Linken-Politiker damals bei den Parlaments­neulingen „Dilettanti­smus“, dabei sei man doch als schlagkräf­tige Opposition auf die Piraten angewiesen, so Bierbaum. Im Vergleich zu heute kommt die damalige Situation allerdings geradezu traumhafte­n Zuständen gleich. Nachdem am vergangene­n Sonntag die Piraten ebenso wie die Grünen aus dem Landtag geflogen sind, stellt nun die Linke allein mit der AfD die Opposition. Eine Zusammenar­beit mit den Rechtspopu­listen schließt die Linke allerdings kategorisc­h aus. Eine „schlagkräf­tige Opposition“hat wahrlich andere Startbedin­gungen.

Gewachsen ist zudem die Mehrheit der sich erneut abzeichnen­den großen Koalition von CDU und SPD. Während diese bislang über 36 der insgesamt 51 Sitze im Landtag verfügte, werden es künftig 41 sein. Und die Linke hat gegenüber der zurücklieg­enden Legislatur­periode sogar noch einen Sitz verloren. Zusammen mit der AfD hätte die Opposition zehn Sitze, doch ein „zusammen“wird es für die Linke nicht geben.

„Da vermisse ich Grüne und Piraten inzwischen schon“, sagt Bierbaum heute. Der 70-Jährige gehört dem neuen Landtag nicht mehr an, verfolgt aber dessen Arbeit im Bundesvors­tand der Partei. Bierbaum sieht angesichts der neuen Mehrheitsv­erhältniss­e an der Saar die Gefahr, „dass die große Koalition einfach durchregie­ren kann. Für die demokratis­che Entwicklun­g im Land wäre das äußerst schlecht“.

Auch der Lafontaine-Vertraute und neue Linken-Abgeordnet­e Jochen Flackus stellt fest: „Die Opposition wird durch die neuen Mehrheitsv­erhältniss­e regelrecht an die Wand gedrückt.“Um „vernünftig arbeiten und die Landesregi­erung kontrollie­ren“zu können, fordert der 62-jährige Flackus für die Opposition mehr Redezeit im Parlament sowie mehr finanziell­e Mittel, um etwa die Zahl der wissenscha­ftlichen Mitarbeite­r aufzustock­en.

Jochen Flackus

„Die Opposition wird durch die neuen Mehrheitsv­erhältniss­e regelrecht an die Wand

gedrückt.“

Darauf angesproch­en erklärte Landtagspr­äsident Klaus Meiser (CDU) gestern gegenüber der SZ: „Ich werde den Fraktionen rechtzeiti­g für die am 25. April beginnende neue Wahlperiod­e eine neue Redezeitve­reinbarung vorschlage­n, bei der ich die Interessen aller Fraktionen berücksich­tigen werde.“Die Redezeiten der Fraktionen werden zu Beginn der Legislatur­periode vom Erweiterte­n Präsidium des Landtages auf Vorschlag des Präsidente­n beraten und vom Plenum beschlosse­n.

AfD-Landeschef Josef Dörr bezeichnet­e die künftige Opposition­sarbeit unter den genannten Bedingunge­n gestern ebenfalls als „schwierig“. Aber: Man werde sich dennoch um eine „qualitativ­e Arbeit“bemühen. Kämpfen werden dabei Linke und AfD jeweils für sich. Denn der Linken-Abgeordnet­er Flackus macht klar: „Wir machen unsere Arbeit, die machen ihre Sache.“Und AfD-Landeschef Dörr entgegnet: „Die machen ihr’s, wir machen unseres.“

Misst man die Arbeit der Opposition­sfraktione­n an den von ihnen eingereich­ten Anfragen, Anträgen und Gesetzentw­ürfen, dann haben sich in der vergangene­n Legislatur vor allem die Grünen – und weniger die Linken – hervorgeta­n. Die Grünen stellten insgesamt 234 Anfragen an die Landesregi­erung und 184 Plenarantr­äge beziehungs­weise Gesetzentw­ürfe. Bei der Linksparte­i waren es 192 Anfragen sowie 157 Anträge und Gesetzentw­ürfe. Aus grüner Sicht werden künftig ohnehin Umweltthem­en wie etwa die geplante Grubenflut­ung mit Linken und AfD im Landtag „untergehen“. Auch das könnte die Opposition­sarbeit von Linken und AfD am Ende für manch’ einen „schwierig“erscheinen lassen.

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FOTO: BECKER&BREDEL Im Landtag gibt es nur noch zwei Opposition­sfraktione­n, die sind einander nicht grün.

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