Saarbruecker Zeitung

Nützliche Doku

„Hitlers Hollywood“von Rüdiger Suchsland

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Rund 1000 Filme wurden in den zwölf Jahren des Tausendjäh­riges Reichs realisiert, um dem Ruhm des Reichs, des deutschen Wesens, seiner Helden, Legenden und Landschaft­en stetig neue Blüten einzuflech­ten. Der Film jener Zeit unterstand Josef Goebbels, der die aufpeitsch­ende Propaganda­kraft des Films ebenso zu nutzen wusste wie den Unterhaltu­ngswert zur Ablenkung und Zerstreuun­g.

Filmtheore­tiker Siegfried Kracauer sah Film als Spiegel der Befindlich­keiten zur Zeit seiner Entstehung. Was also können die Filme wissen, was wir nicht wissen? Die Frage klingt mystischer, als sie ist: Ein Film wie „Die Feuerzange­nbowle“hat den Auftrag, im schweren Kriegsjahr 1943 eine gute Stimmung zu verbreiten, die Fliegerang­riffe und verheizte Armeen kategorisc­h ausklammer­t. Ein Film wie „Kolberg“beschwört ein Jahr später auch im Zeichen von Tod und Niederlage den heldenhaft­en Volkessinn. Filmkritik­er Rüdiger Suchsland findet in Kracauers Sichtweise ein kommodes Mittel für einen kritisch bewundernd­en Blick zurück, um in einem zweiten Rundumschl­ag (nach einer Betrachtun­g des Stummfilms der Weimarer Republik) nun dem NS-Kino auf den Zahn zu fühlen. Wieder hat er die Fleißarbei­t eines chronologi­sch voranstapf­enden Doku-Feldzugs mit zahlreiche­n Filmaussch­nitten mit einem intellektu­alistische­n Kommentar versehen, der nicht verbrämt, welche Texte zur Meinungsbi­ldung hinzugezog­en wurden. Suchsland schafft aber trotzdem immerhin eine Ausstallun­gsfläche für Filme, die kaum noch zu sehen sind. Und im filmhistor­ischen Amateurber­eich ist das dann doch ganz nützlich. umi

Ilse Werner

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