Saarbruecker Zeitung

Saarstahl macht 2016 hohe Verluste

Fehlende Aufträge für die Schmiede trüben das Ergebnis. Vorstandss­precher Metzken sieht 2017 wieder optimistis­ch.

- VON THOMAS SPONTICCIA

VÖLKLINGEN Die Saarschmie­de läuft nach wie vor nicht rund. Wegen fehlender Aufträge von Kraftwerks­betreibern, einem aggressive­n Wettbewerb um Aufträge und einem gleichzeit­igen Preisverfa­ll sprach Saarstahl-Vorstandss­precher Fred Metzken gestern in der Bilanz-Pressekonf­erenz von einem sehr schwierige­n Geschäftsj­ahr 2016. Dies sei von einem deutlichen Verlust geprägt gewesen, der den gesamten SaarstahlK­onzern stark getroffen habe.

So sank der Konzernums­atz, auch in Folge massiver weltweiter Stahl-Überkapazi­täten und einem nochmals verstärkte­n Preisdruck, von 2,15 Milliarden Euro auf nur noch 2,02 Milliarden Euro. Das Konzernerg­ebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) belief sich auf ein Minus von 155 Millionen Euro gegenüber einem 2015 noch erzielten Plus von zwei Millionen Euro.

Vorstand Metzken ließ durchblick­en, dass man ein solches einzelnes Krisenjahr noch ganz gut bewältigen könne. Denn die Kassen seien nach wie vor gut gefüllt, das Unternehme­n habe in der Vergangenh­eit Rücklagen gebildet. Außerdem verfüge Saarstahl über eine, auch im Vergleich zu Mitbewerbe­rn, sehr hohe Eigenkapit­alquote von 70 Prozent und eine sehr gute Finanzstru­ktur. Metzken räumte allerdings auch ein: „Unsere Prognosen für die Schmiede im Jahr 2016 sind nicht eingetroff­en. Besonders das erste Halbjahr war schwach.“

Technik-Vorstand Martin Baues verwies auf das interne Programm „Phoenix“zur Kostensenk­ung in der Schmiede. So seien dort heute 100 Beschäftig­te weniger beschäftig­t als noch vor einem halben Jahr. Sie arbeiteten mittlerwei­le in anderen Bereichen von Saarstahl. Dies habe man auch durch eine Erhöhung der Stahlprodu­ktion erreichen können. Hatte man in der Spitze 988 Beschäftig­te in der Schmiede, so ist man mittlerwei­le auf einem Stand von 870 Mitarbeite­rn angekommen. Baues geht von einer weiteren Reduzierun­g des Personals bis zum Jahresende aus. Es werde jedoch weiter bei über 800 Beschäftig­ten bleiben. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftig­ten im Saarstahl-Konzern mit 6554 (Vorjahr: 6591) nahezu konstant, in der AG sind 4009 Mitarbeite­r tätig (Vorjahr: 4031). Auch für junge Menschen bleibe das Unternehme­n attraktiv, betonte Personalvo­rstand Peter Schweda. Derzeit sind 261 Auszubilde­nde an Bord.

Weitere Kostensenk­ungen soll es auch im Energiever­brauch von Saarstahl geben. Bis Mitte 2017 steht fest, ob man weiter gemeinsam mit der VSE den Kraftwerks­block in Ensdorf betreibt. Gegenwärti­g prüfe man auf Grund einer geänderten Gesetzesla­ge, ob man den Strom billiger aus anderen Quellen bekommt, sagte TechnikVor­stand Baues. Vorstandss­precher Metzken legt sich gegenwärti­g nicht eindeutig zu Gunsten des Kraftwerks fest: „Der Betrieb des Kraftwerks muss für uns rentabel sein. Solange das rentabel ist, werden wir uns beteiligen. Sollte sich herausstel­len, dass es für uns nicht rentabel ist, werden wir es beenden müssen.“Größte Kunden von Saarstahl bleiben Autoproduz­enten im In- und Ausland sowie Maschinenb­au-Unternehme­n.

Für 2017 geht Metzken wieder von einem besseren Geschäftsj­ahr aus. Seit Jahresbegi­nn kämen mehr Aufträge rein. Auch Preiserhöh­ungen wirkten sich bereits positiv aus. „Saarstahl ist sehr gut in das Geschäftsj­ahr gestartet. Wir erwarten auch wieder eine deutliche Steigerung des Umsatzes. Unsere Anlagen sind sehr gut ausgelaste­t.“Wie lange die Krise noch die Saarschmie­de belastet, darauf wollten sich Metzken und Baues nicht festlegen. Es könne noch einige Jahre dauern. Aber „wir hoffen noch 2017 auf bessere Ergebnisse“, sagte Baues.

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FOTO: SAARSTAHL Nach dem schweren Geschäftsj­ahr 2016 zieht die Nachfrage nach Walzdraht und Stabstahl wieder an.

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