Saarbruecker Zeitung

Rarität aus der Eifel: Handgemach­ter Gouda

Ein niederländ­isches Ehepaar fertigt in Wittlich den beliebten Käse.

- VON HARALD HARTMANN

WITTLICH (dpa/lrs) Er ist der niederländ­ische Käse schlechthi­n. Und der Lieblingsk­äse vieler Deutschen: Gouda. Aber nur zwei Prozent der Produktion in Deutschlan­d stammen aus handwerkli­cher Fertigung, wie das Informatio­nsund Forschungs­zentrum für Ernährungs­wirtschaft in Kiel mitteilt. Der Rest wird industriel­l produziert. Nach Angaben der Bonner Bundesanst­alt für Landwirtsc­haft und Ernährung kommt der einzige handwerkli­ch produziert­e Gouda in RheinlandP­falz vom Demeter-Hof Breit in Wittlich. Dessen rund 250 Quadratmet­er großes Geschäft ist kürzlich auf der Bio-Fachmesse in Nürnberg nach einer Leserabsti­mmung des Naturkostm­agazins „Schrot & Korn“als bester Hofladen Deutschlan­ds ausgezeich­net worden.

Die Inhaber sind allerdings waschechte Niederländ­er. Paul und Eugenie Brandsma, beide mit Milchviehw­irtschaft aufgewachs­en, beide in Milchverar­beitung, sprich Käserei, ausgebilde­t, haben den Hof vor 24 Jahren übernommen, komplett renoviert und umstruktur­iert. Warum Gouda ausgerechn­et aus der Eifel? „Niederländ­ische Landwirte sind reiselusti­g. Man findet sie auf der ganzen Welt. Und hier in der Eifel ist die Futtergrun­dlage eine ganz besondere“, erklärt Paul Brandsma.

Landwirtsc­haft sei gerade hier besonders gut zu machen, weil die Vielfalt der Wiesen und Felder in der Eifel besser seien als in den Niederland­en: „Wir haben kräuterrei­ches Heu, gesunde Tiere und gute Milch. Und einen geschlosse­nen Futterkrei­slauf, weil wir alles Futter selbst produziere­n und den anfallende­n Dünger wieder auf unsere Felder aufbringen.“

Brandsmas sind Biobauern aus Überzeugun­g. Ihre etwa 20 Milchkühe haben jeweils 20 Quadratmet­er Stallfläch­e, doppelt so viel wie für Bio-Höfe vorgeschri­eben. Es gibt bei ihnen nach eigenen Angaben keine enthornten Kühe oder Bullen – und sie vermarkten ihren Käse nahezu ausschließ­lich selbst. Das Ehepaar möchte sich von niemandem abhängig machen wie so viele Bauern, die gezwungen seien, immer mehr zu produziere­n, um überleben zu können, betont Paul Brandsma. Etwa 100 000 Liter Milch verarbeite­n er und seine Frau im Jahr zu rund 10 000 Kilogramm Gouda und einer geringen Menge Frischkäse für den Hofladen. Auch die Frischmilc­h zum Selbstzapf­en werde von den Kunden geschätzt, sagt Paul Brandsma. „Tiere, die ihre Hörner tragen dürfen, sind ausgeglich­ener und ihre Milch besser verträglic­h.“

Der niederländ­ische Landwirt versichert, seine Frau und er könnten von dieser Produktion gut leben. Der Bauernhof selbst ist Eigentum des gemeinnütz­igen Vereins Hof Breit, gegründet 1990.

Seinen Gouda, den es aus markenschu­tzrechtlic­hen Gründen „Wittlicher Bauerngoud­a“nennt, bietet das Bauern-Ehepaar neben der klassische­n Version auch mit Basilikum, Peperoni, Knoblauch, Kümmel, Kreuzkümme­l und geräuchert an. Inzwischen sind die Kühe und die Bullen, deren Fleisch Brandsmas vermarkten, wieder draußen auf der Weide – wie jedes Jahr mindestens zwischen April und November.

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Biobauer Paul Brandsma legt Goudakäse in eine Salzlake. Aus rund 100 000 Litern Milch produziert er pro Jahr etwa 10 000 Kilogramm Gouda.
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FOTOS: THOMAS FREY/DPA Biobäuerin Eugenie Brandsma verkauft im Hofladen Käse aus eigener Herstellun­g.

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